Polizisten stehen vor dem Landgericht Magdeburg. (dpa)
Folgen

Am Tag des Terroranschlags in Halle hat der Vater des erschossenen 20-Jährigen durch das Ansehen des Tätervideos erfahren, dass sein Sohn tot ist. Er habe am Tatabend im Oktober 2019 eine Vermisstenanzeige bei Facebook eingestellt, weil er seinen Sohn seit den Mittagsstunden nicht habe erreichen können, sagte der 44 Jahre alte Mann am Dienstag in Magdeburg als Zeuge im Terror-Prozess. Ein Bekannter habe gesagt, er werde ihm etwas schicken. Beim Ansehen des Videos habe er gesehen, wie sein Sohn erschossen wurde.

Der Vater brach bei seiner Aussage in Tränen aus, zitterte am ganzen Körper und war vor Schluchzen nicht mehr zu verstehen. Die Vorsitzende Richterin unterbrach deswegen die Verhandlung für eine Viertelstunde. Zuvor hatte der Vater rund 20 Minuten ausgesagt. Er berichtete, wie sein Sohn wegen eines epileptischen Anfalls kurz nach der Geburt geistig behindert gewesen sei. Er beschrieb ihn als fleißig und freundlich. Durch jahrelange Praktika habe es der Sohn geschafft, eine Malerlehre anfangen zu können. „Er war megastolz“, wiederholte der Vater immer wieder.

Am 9. Oktober 2019 hatte ein schwer bewaffneter Attentäter versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen. Dort feierten 52 Gläubige das höchste jüdische Fest Jom Kippur. Als er nicht in das Gotteshaus gelangte, erschoss der Mann eine 40 Jahre alte Passantin und griff einen nahe gelegenen Dönerladen an. Dort erschoss er den 20-Jährigen. Andere Kunden konnten flüchten.

Seit Juli arbeitet der Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts den Terroranschlag auf. Aus Platzgründen wird in einem Saal des Magdeburger Landgerichts verhandelt. Angeklagt ist der 28 Jahre alte Deutsche Stephan Balliet. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm vor, „aus einer antisemitischen, rassistischen und fremdenfeindlichen Gesinnung heraus einen Mordanschlag auf Mitbürgerinnen und Mitbürger jüdischen Glaubens“ geplant zu haben. Der Angeklagte gab die Taten inzwischen zu.

dpa