DITIB-Moschee in Köln (TRTDeutsch)
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In Deutschlands einwohnerstärkstem Bundesland, Nordrhein-Westfalen, gehören etwa zwei Drittel der 17,9 Millionen Einwohner einer Religionsgemeinschaft an. Wie das Portal „islamiq“ und die katholische Nachrichtenagentur berichten, ist dies das Ergebnis einer jüngsten Schätzung im Zusammenhang mit dem 75. Jahrestag der Gründung des Bundeslandes.

Am 23. August 1946 veranlasste die damalige britische Militäradministration die Gründung des Landes aus der vormaligen preußischen Provinz Westfalen und dem Nordteil der ebenfalls preußischen Rheinprovinz. Ein Jahr später wurde auch das Land Lippe NRW hinzugefügt.

Anteil der Mitglieder christlicher Kirchen bei knapp 60 Prozent

Zum damaligen Zeitpunkt und bis in die 1960er Jahre gehörten insgesamt 95 Prozent der Bevölkerung des Landes einer der beiden großen christlichen Konfessionen in Deutschland an – der Katholischen Kirche oder einer der Evangelischen Landeskirchen. Heute sind es nur noch knapp 60 Prozent.

Das religiöse Leben ist dennoch nicht aus NRW verschwunden, allerdings hat es sich deutlich diversifiziert. Einer Schätzung der Landesregierung aus dem Jahr 2010 zufolge lag der Anteil der Muslime in Deutschlands einwohnerstärkstem Bundesland zwischen sieben und acht Prozent. Die wachsende Bedeutung des Islam ging damals vor allem auf die Einwanderung aus der Türkei und dem früheren Jugoslawien seit den Anwerbeabkommen der 1960er Jahre zurück. Mittlerweile dürfte der Anteil infolge des Zuzugs im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise 2015 noch einmal angewachsen sein.

Nicht alle muslimischen Schüler durch Religionsunterricht erreicht

Die Bedeutung des Islam in NRW drückt sich unter anderem dadurch aus, dass die Landesregierung in Düsseldorf als erste in ganz Deutschland im Jahr 2012 auf Grundlage eines verfassungsrechtlichen Provisoriums islamischen Religionsunterricht anbot. Im Schuljahr 2019/20 besuchten diesen bereits 21.600 Schüler an 260 Einrichtungen.

Etwa 436.000 Schüler oder 17,9 Prozent des Jahrgangs wurden als muslimisch eingeordnet, was bedeutet, dass bei Weitem noch nicht alle schulpflichtigen Muslime mit entsprechenden Angeboten erreicht werden. Allerdings verfügen mittlerweile immerhin 300 Lehrkräfte über eine staatliche Lehrerlaubnis und eine Idschaza, also eine Bevollmächtigung islamischer Religionsgemeinschaften, islamischen Unterricht zu erteilen. Dies deutet darauf hin, dass künftig noch mehr muslimischen Schülern islamischer Religionsunterricht angeboten werden kann.

GUS-Zuwanderung bringt Judentum nach Deutschland zurück

Neben dem Islam erlebt auch das Judentum an Rhein und Ruhr eine Renaissance. Waren nach dem Holocaust kaum noch jüdische Bürger auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes NRW vorhanden, gibt es derzeit wieder etwa 25.500 Mitglieder in 19 jüdischen Gemeinden unter den Verbänden in Köln, Westfalen-Lippe und Nordrhein. Im Jahr 2014 waren es sogar 29.400 Mitglieder gewesen.

Die Rückkehr jüdischen Lebens an Rhein und Ruhr war vor allem auf Auswanderungsbewegungen aus der „Gemeinschaft Unabhängiger Staaten“ (GUS) zurückzuführen, die in den 1990er Jahren aus der aufgelösten Sowjetunion heraus entstanden war.

Im Jahr 2021 wird auch das Jubiläum von 1700 Jahren nachgewiesenem jüdischen Leben in Deutschland begangen. Ein Edikt des römischen Kaisers Konstantin aus dem Jahr 321, in dem eine jüdische Gemeinde in Köln Erwähnung findet, gilt als der erste schriftliche Nachweis jüdischen Lebens auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik.











TRT Deutsch