Ein PKK/YPG/PYD-Terrorist hält eine Waffe. / Photo: AA (AA)
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Als Arabistin und Journalistin fokussiert sich Rena Netjes besonders auf die Entwicklungen im Bürgerkriegsland Syrien. Gegenüber TRT Deutsch schilderte die Niederländerin, wie der syrische PKK-Ableger PYD/YPG ihre terroristischen Machenschaften in der Region kaschiert.

Netjes konnte die Aktivitäten der PYD/YPG eigenen Angaben zufolge nach einem Aufenthalt in der Region beobachten. So habe sie 2016 von syrischen
Flüchtlingen erfahren, dass sie vor der YPG fliehen mussten. Diese hätten „ihre Häuser
eingenommen“. Später seien die Schilderungen der Geflüchteten bestätigt worden.

Nach Ihrem Aufenthalt in Syrien haben Sie eigenen Angaben zufolge die Verbindung zwischen der Terrororganisation PKK und ihren syrischen Ablegern PYD/YPG besser erkannt. Wie kam es dazu?

Wenn man den Nordosten Syriens betritt, ist das erste, was man sieht ein riesiges Plakat vom PKK-Führer Abdullah Öcalan. Auch sonst sind seine Fotos und Plakate überall präsent, und natürlich auch in den Büros der PYD. Obwohl es 2019 weniger waren als in den Vorjahren. Die Amerikaner hatten sie gebeten, einige der Fotos zu entfernen, wie Einheimische berichten.
Als ich PYD-Mitglieder in Ras al-Ain befragte, zeigten sie mir Öcalans „Lehren“, auch im Hinblick auf den Lehrplan der Schulen.
Die PYD/YPG ist bemüht, sich in Europa als vermeintlicher Vertreter der Kurden zu präsentieren. Versuchen sie auf diese Weise, ihr wahres Gesicht geheim zu halten?
Ich denke, dass die PYD sich erfolgreich als die Stimme der syrischen Kurden dargestellt hat - obwohl viele Kurden die Gruppe hassen. Allein in den letzten Jahren haben sie (die PYD) mehrere Gegner getötet oder versucht zu töten. Sie haben hunderte syrische Kurden inhaftiert und Kurden an das Regime ausgeliefert, vor allem aus Afrin. Sie haben allein in den letzten Jahren hunderte von Minderjährigen entführt. Aber Europa, vor allem das linke Europa, die christlichen Parteien in Europa, fallen auf ihre Propaganda herein und ignorieren all die Verbrechen der Gruppe. Sie meinen sogar, sie seien Demokraten, während es keine freien Wahlen und keine freien Medien (im Norden Syriens) gibt. Nicht zu vergessen die Vertreibung ganzer arabischer Städte, wie zum Beispiel Tal Hamis und Tal Rifaat. Das wird von vielen im Westen völlig ignoriert.

Elf in Deutschland ansässige Unternehmen schalten Werbung bei PKK-Fernsehsender in Belgien. (AA)

Wieso sehen europäische Staaten Ihrer Ansicht nach nicht ein, dass die PYD/YPG als der syrische Arm der PKK fungiert?


Nachdem ich sieben Jahre lang über den Norden Syriens recherchiert habe, darunter vier Feldforschungsreisen, denke ich, dass der Hauptgrund darin liegt, dass sie ihre Informationen fast nur von der YPG erhalten.

Sei es die Entführung von hauptsächlich kurdischen Minderjährigen für ihre militanten Reihen, sei es die Ermordung von kurdischen Gegnern oder die Zwangsrekrutierung von Kurden, Assyrern und Arabern in ihre Lager. Oder der PKK-Lehrplan (in den sogenannten Schulen) und die Präsenz des Assad-Regimes in ihren Gebiete, wie es derzeit in allen möglichen Teilen im Norden Syriens geschieht. Und natürlich auch der Zusammenbruch der dortigen Wirtschaft - das alles sind Faktoren, warum viele Menschen aus Syrien derzeit über Türkiye nach Europa fliehen.

Es fehlt ihnen (den Europäern) an vielen grundlegenden Informationen über die Region. Ein europäischer Politiker, der für das Syrien-Dossier zuständig ist, sagte mir im Sommer: Gibt es in Nordsyrien nicht nur Kurden? Das zeigt, wie stark sie von dem Narrativ der YPG beeinflusst sind. Und eine andere Sache sind die Kämpferinnen gegen Daesh: das ist das, was viele im Westen gerne sehen. Aber: Wie viele dieser jungen Frauen sind von ihren Eltern in militärische Ausbildungslager verschleppt worden?

Die niederländischen Diplomaten bilden jedoch eine Ausnahme. Trotz des Drucks einiger Parteien im Parlament sagen sie mir: Wir konnten nichts Demokratisches an ihnen (an der PYD/YPG) finden.

TRT Deutsch