Murat Kurum / Foto: AA (AA)
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Während sich Türkiye auf die Kommunalwahlen am 31. März vorbereitet, steht Istanbul – das pulsierende Zentrum von Handel, Kultur und Geschichte – derzeit auch politisch im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses.

Unter den zahlreichen Kandidaten, die sich um das Bürgermeisteramt bewerben, hat sich der Kandidat der regierenden AK-Partei, Murat Kurum, als prominenter und herausragender Anwärter auf diesen Posten erwiesen.

Seine Kampagne hat die Wähler in den Bann gezogen und die Bühne für einen spannenden und entscheidenden Wahlkampf bereitet, der die künftige Entwicklung der türkischen Megastadt nachhaltig beeinflussen könnte.

Er gilt als der Herausforderer des amtierenden Bürgermeisters von Istanbul, Ekrem Imamoğlu (CHP), der das Amt seit 2019 innehat.

Kurum, der von 2018 bis 2023 im ersten Kabinett nach dem Übergang Türkiyes zum Präsidialsystem als Minister für Umwelt, Urbanisierung und Klimawandel fungierte, hat seine Wahlkampagne mit bemerkenswertem Elan gestartet und wirbt unter dem Motto „Einzig und allein Istanbul“.

Er wirbt bei den Wählern mit dem Versprechen, den Verkehr der Metropole zu verbessern, die Erdbebensicherheit der Millionenstadt zu erhöhen und mehr Grünflächen zu fördern.

Ausbildung und beruflicher Werdegang

Murat Kurum wurde am 7. Mai 1976 in Ankara-Çankaya als Sohn von Sati Kurum, einer Hausfrau aus Ankara-Kızılcahamam, und Mehmet Kurum, eines Beamten aus der Provinz Konya, geboren. Kurum, der zwei Geschwister hat, wuchs aufgrund der Tätigkeit seines Vaters in verschiedenen Städten des Landes auf.

Seine Leidenschaft für das Ingenieurwesen veranlasste ihn, sich an der Universität Selçuk für den Studiengang Lebensmitteltechnologie einzuschreiben. Doch er erkannte bald, dass seine wahre Berufung im Bauingenieurwesen lag. So wechselte er seinen Studiengang und schloss sein Studium 1999 ab. Im selben Jahr erschütterte das verheerende Marmara-Erdbeben ganz Türkiye.

Nach seinem Abschluss sammelte Kurum zwischen 1999 und 2005 umfangreiche Arbeitserfahrung auf verschiedenen Baustellen im ganzen Land. Er begann seine Karriere im öffentlichen Dienst im Jahr 2005 als Experte bei der türkischen Wohnungsbauverwaltung (TOKI).

In seiner Zeit bei TOKI war Kurum unter anderem Leiter der Durchführungsabteilung für die europäische Seite Istanbuls. Im Jahr 2009 wurde er zum Generaldirektor von Emlak Konut GYO ernannt.

Während seiner Zeit bei Emlak Konut spielte Kurum eine Schlüsselrolle beim Wachstum des Unternehmens und der Steigerung des Markenwerts. Er und sein Team führten erfolgreich zwei der größten Börsengänge in der Geschichte der Republik durch und trugen zur Entwicklung von sicherem, gesundem Wohnraum und modernen Lebensräumen, insbesondere in Istanbul, bei. Kurum ist Vater von drei Kindern.

Mit Tatendrang am Werk

Im Jahr 2018 wurde Kurum im Kabinett von Präsident Recep Tayyip Erdoğan zum Minister für Umwelt und Urbanisierung ernannt. Während seiner gesamten Amtszeit hatte der Bauexperte sich zum Ziel gesetzt, ein neues Verständnis von Stadtentwicklung zu fördern, das sich auf Wachstum und Widerstandsfähigkeit von Städten konzentriert und gleichzeitig dem Umweltschutz Priorität einräumt.

Im Einklang mit Präsident Erdoğans Vision eines Sozialstaates führte Kurum über TOKI Kampagnen für den sozialen Wohnungsbau durch, um einkommensschwachen Bürgern den Erwerb von Wohneigentum zu ermöglichen. Er spielte auch eine Schlüsselrolle dabei, die Bemühungen zur Stadterneuerung in Istanbul in eine mobilisierende Kraft zu verwandeln.

Während seiner Amtszeit wurde Kurum mit mehreren Naturkatastrophen in Türkiye konfrontiert, darunter Waldbrände in Manavgat und Marmaris, Überschwemmungen in Kastamonu-Bozkurt, Sinop und Giresun sowie Erdbeben in Elazığ, Malatya und Izmir. Er hielt sich als Minister tagelang in den betroffenen Regionen auf, überwachte die Bemühungen zur Unterstützung betroffener Bürger und arbeitete zusammen mit TOKI an den Wiederaufbaumaßnahmen.

Unter seiner Leitung ermöglichte TOKI den Bau von 46.000 katastrophensicheren Wohneinheiten mit sozialen Einrichtungen für die Bedürftigen.

Kurum setzte sich auch für die Förderung des Null-Abfall-Projekts ein, was unter der Schirmherrschaft der türkischen First Lady Emine Erdoğan ins Leben gerufen worden war.

Bei den Parlamentswahlen 2023 wurde Kurum als Abgeordneter für Istanbul gewählt und ist derzeit Vorsitzender des parlamentarischen Umweltausschusses.

Urbane Transformation im Visier

In seinem Wahlprogramm hat Murat Kurum Dutzende von Projekten für Istanbul aufgelistet, die von der städtischen Umgestaltung bis hin zum Verkehrswesen reichen.

Einer seiner Hauptschwerpunkte ist die Umgestaltung der Stadt, da Istanbul einem erheblichen Erdbebenrisiko ausgesetzt ist. Wenn er Bürgermeister wird, will er innerhalb von fünf Jahren 650.000 erdbebensichere Häuser bauen, um ein widerstandsfähiges und sicheres Istanbul zu schaffen. Bei den Neubauten soll laut Plan der horizontalen Architektur der Vorzug gegeben werden, um eine Erhöhung der Bevölkerungsdichte in Istanbul zu vermeiden.

Von diesen Wohnungen sollen jährlich 300.000 von KIPTAŞ (einem Subunternehmen der Istanbuler Stadtbauverwaltung) gebaut werden, wobei die Hälfte der Kosten von der Stadtverwaltung übernommen wird. Darüber hinaus sollen 250.000 Wohnungen vor Ort renoviert werden – mithilfe eines Unterstützungspaketes für Umzugs- und Miethilfen.

Die Zahlungen für diese Wohnungen sollen nach Fertigstellung mit einer einjährigen zinsfreien Festrate von 5.833 Türkischer Lira beginnen. Der Restbetrag soll über einen Zeitraum von neun Jahren gezahlt werden, wobei eine jährliche Erhöhung auf der Grundlage des Verbraucherpreisindexes erfolgt.

Darüber hinaus sollen 100.000 Sozialwohnungen speziell für die städtische Umgestaltung geschaffen werden, die zu sehr niedrigen Preisen an die von den Renovierungsarbeiten Betroffenen vermietet werden. Diese „Sozial-Istanbul“-Wohnungen kommen dann laut Kurum allen 39 Bezirken zugute und werden nicht verkauft, sondern zu sehr erschwinglichen Preisen an Bedürftige vermietet, insbesondere an diejenigen, die sich in der städtischen Umgestaltung befinden.

Darüber hinaus werden in allen 39 Bezirken und in den am stärksten gefährdeten Vierteln Büros zur Transformation der Stadt eingerichtet. Die Bürgerinnen und Bürger sollen dabei umfassend informiert werden und Antworten auf alle ihre Fragen erhalten, sodass sie sich unbesorgt dem Transformationsprozess anschließen können.

Umgestaltung des Istanbuler Verkehrsnetzes

Kurum verspricht, die Länge des Istanbuler Schienennetzes in den ersten fünf Jahren zu verdoppeln und es bis zum Jahr 2034 auf 1004 km zu erweitern. Der marode Esenler-Busbahnhof würde demnach in den Stadtteil Eyüp-Ihsaniye verlegt und der Harem-Busbahnhof soll in die Nähe der TEM-Kürtkoy-Kreuzung verlegt werden.

Sechs neue Logistikzentren würden außerhalb der Stadt errichtet, um die Einfahrt schwerer Fahrzeuge in das Stadtzentrum neu zu regeln und damit die Verkehrsüberlastung zu verringern.

Im Falle eines Wahlsieges will Kurum in der fünfjährigen Amtszeit auch zwei Tunnel auf der europäischen Seite von Istanbul eröffnen: den 25,7 km langen Çayırbaşı-Ayazağa-Levazim-Dolmabahçe-Tunnel und den 11,6 km langen Kağıthane-Bayrampaşa-Markt-Tunnel.

Auf der anatolischen Seite soll ein 10,2 km langer Tunnel Yenisahra mit Bostancı miteinander verbinden. Dadurch würden 10 Minuten eingespart und die CO2-Emissionen um 13 Tonnen pro Jahr reduziert.

In seinen zweiten fünf Jahren Amtszeit - sollte er wiedergewählt werden - soll ein 50,9 km langer Autobahntunnel zwischen dem Bayrampaşa-Markt und Büyükçekmece fertiggestellt werden. Dadurch würden 45 Minuten Fahrtzeit eingespart und die jährlichen CO2-Emissionen um 44 Tonnen reduziert.

Außerdem ist geplant, eine 23,8 km lange Autobahnverbindung zwischen Harem-Çengelköy-Kavacık zu bauen, die eine Alternative zur Küstenstraße sein soll. Dadurch würden 20 Minuten Fahrzeit eingespart und die CO2-Emissionen um 26 Tonnen pro Jahr reduziert.

Mit diesen Projekten soll Istanbul zu einer Weltstadt mit intelligenten, sicheren, komfortablen, nachhaltigen, klimafreundlichen und emissionsfreien Verkehrsmitteln werden.

Soziale Unterstützungsprojekte für Jung und Alt

Kurum hat beim Wahlkampf auch Pläne für ein umfassendes Paket von Initiativen zur Verbesserung des sozialen Wohlergehens in der gesamten Stadt vorgestellt.

So sollen Studenten in Istanbul zweimal im Jahr zum halben Preis mit dem Bus in ihre Heimatstadt fahren können und junge Menschen eine 40-prozentige Ermäßigung auf das Istanbul-Ticket erhalten. Darüber hinaus sollen Studentenwohnheime eine monatliche Finanzspritze für Erdgaskosten erhalten.

Für einkommensschwache Universitätsstudenten ist eine Erhöhung der Ausbildungsförderung, beginnend mit 10.000 TL in diesem Jahr, und die Umsetzung des Projekts „First-Job-Istanbul“ vorgesehen, um Jobmöglichkeiten zu schaffen. Profitieren sollen davon junge Menschen in Sozialhilfeprojekten, angehende Lehrkräfte und Personen, die eine Vereinbarkeit von Beruf und Studium suchen.

Der Kandidat der AK-Partei kündigte zudem die Einrichtung von drei großen Senioren- und Behindertenzentren auf beiden Seiten der Stadt an – ebenso die Einführung eines elektronischen Gesundheitsüberwachungssystems für ältere Menschen sowie Verpflegungs- und Reinigungsdienste für Senioren.

Zu den weiteren geplanten Initiativen gehören eine monatliche Zahlung an bedürftige Rentner für ihr Istanbul-Fahrticket in Höhe von 2.500 Türkischer Lira, die Entwicklung und der Ausbau von Lebenszentren für Behinderte sowie die Ausweitung der Zweigstellen von Behindertensportvereinen.

Laut dem Spitzenkandidaten sollen auch die Bereiche Kinderbetreuung und Bildung nicht zu kurz kommen - mit kostenlosen öffentlichen Verkehrsmitteln für Kinder, kostenlosen Fahrten für Eltern mit Kindern unter 7 Jahren, Ernährungshilfen für Grundschulkinder und die Eröffnung von weiteren Kindergärten in 39 Bezirken und 964 Stadtvierteln.

Mehr Grünflächen für Istanbuler

Kurum hat außerdem mit dem Projekt „Klimafreundliches Istanbul“ 8.140.000 m² Grünfläche in der Metropole versprochen, das den Grundstein für das 2040 angestrebte Ziel der Netto-Null-Emissionen legen würde.

Mit der Schaffung neuer Stadtwälder soll damit die aktive Grünfläche pro Kopf voraussichtlich von 7,78 m² auf 11,80 m² steigen.

Die Initiativen würden nicht nur die Luftverschmutzung beseitigen, sondern auch neue grüne Lebensräume für die Einwohner Istanbuls schaffen.

Das Projekt „151 Village 151 Rural Development“ hingegen soll ländliche Viertel einbeziehen, um Naturgebiete zu erhalten und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern.

Die Landwirte der Provinz Istanbul sollen durch ein mit Zuschüssen und externen Quellen geschaffenes Finanzierungsmodell von Energiekosten befreit werden. Das Modell sieht vor, den Dörfern zu ermöglichen, ihren Energiebedarf mit Wind- und Sonnenenergie zu decken.

Wiederbelebung des Sultanahmet-Platzes

Am berühmten Sultanahmet-Platz sollen ebenfalls umfassende ökologische Verbesserungen vorgenommen werden. Besucher des touristischen Hotspots sollen die Gelegenheit erhalten, mit einer VR-Brille eine Zeitreise in die Geschichte Istanbuls zu unternehmen.

Bis 2035 sollen alle historischen Schätze Istanbuls erdbebensicher gemacht werden. Das Projekt „Digital Twin Istanbul“ will alle Daten über die Stadt zentralisieren und verwalten, um so einen sofortigen Zugang zu relevanten Informationen zu ermöglichen.

Das vierdimensionale Stadtmodell soll Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen und Brände virtuell simulieren und sicherstellen, dass die Stadt auf das Schlimmste vorbereitet ist.

Alle Verwaltungsprozesse würden unter dem Dach von „byte-Istanbul“ durchgeführt. Auf diese Weise werde die Messung und Verwaltung aller Aspekte des städtischen Lebens in Echtzeit möglich, von Verkehr bis hin zum Katastrophenmanagement. Denn Ziel sei es, die Lebensqualität der Istanbuler auf allen Ebenen zu verbessern, so Kurum.

TRT Deutsch