Kurz vor Beginn der geplanten Großdemonstration der Demokratiebewegung im Sudan gegen den Militärputsch haben die Sicherheitskräfte am Samstag in der Hauptstadt Khartum Stärke demonstriert. Ein Großaufgebot war auf den Straßen postiert. Die Sicherheitskräfte blockierten Brücken, welche die Hauptstadt mit Nachbarstädten verbinden, und richteten an Hauptverkehrsstraßen Kontrollpunkte ein, an denen Fußgänger und Autofahrer stichprobenartig durchsucht wurden. Die Internet- und Telefonverbindungen waren weitgehend lahmgelegt.
Nach dem Putsch in dem nordostafrikanischen Land mit seinen rund 44 Millionen Einwohnern am vergangenen Montag war ein Nationaler Tag des Widerstands für diesen Samstag aufgerufen worden. Auch in mehreren europäischen Hauptstädten - darunter am Nachmittag vor der sudanesischen Botschaft in Berlin - sind Solidaritätskundgebungen geplant. In den vergangenen Tagen hatte es immer wieder wütende Proteste Tausender Demonstranten auf den Straßen der Hauptstadt Khartum gegeben. Viele Berufsverbände sind im Generalstreik.
Die Furcht vor gewaltsamen Zusammenstößen bei den Protesten ist groß, nachdem das Militär am Montag die Macht in dem nordostafrikanischen Land übernommen hatte. Seitdem gingen landesweit täglich tausende Menschen auf die Straße. Bei Konfrontationen mit den Sicherheitskräften sind nach Ärzteangaben mindestens acht Demonstranten getötet und 170 verletzt worden.
UN, Europa und USA rufen Militär zu Gewaltverzicht auf
Ein US-Beamter sprach am Freitag von 20 bis 30 Toten. Die für Samstag geplanten Proteste bezeichnete er als „echten Test“ für die Absichten des Militärs. Die USA riefen die sudanesischen Sicherheitskräfte auf, jegliche Gewalt gegen Demonstranten zu unterlassen und das Recht auf friedliche Proteste zu respektieren.
Auch der britische Sondergesandte für den Sudan, Robert Fairweather, verwies auf das „fundamentale demokratische Recht auf friedliche Proteste“. Die Sicherheitskräfte hätten für jegliche Gewalt gegen Demonstranten die Verantwortung zu tragen.
Sowohl die Vereinten Nationen wie auch die Europäische Union mahnten ebenfalls das Militär im Vorfeld der angekündigten Proteste und Demonstrationen zur Zurückhaltung. Die Demonstranten seien mit Respekt zu behandeln, hatte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell in der Nacht zu Samstag gefordert. Im Namen der 27 Mitgliedstaaten forderte er zudem erneut die Freilassung der seit dem Coup festgesetzten politischen Häftlinge.
30 Okt. 2021
Agenturen
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