Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell (AA)
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Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat die Türkei für ihre Vermittlung im Ukraine-Krieg gelobt. Die EU könne bei solchen Verhandlungen keine Vermittlerrolle einnehmen. „Das würden die Russen nicht akzeptieren, so wie wir Russland nicht als Vermittler akzeptieren würden. China geht auch nicht, da sie zur russischen Seite neigen“, sagte Borrell der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch). „Die Türkei macht da einen ganz guten Job. Sie hat gute Beziehungen zu beiden Seiten. Am besten wären natürlich die Vereinten Nationen“, erklärte der EU-Außenpolitikchef im Interview. Der EU-Außenbeauftragte verteidigte zudem die Waffenlieferungen an die von Russland angegriffene Ukraine vehement. Er verstehe die Menschen nicht, die in Waffenlieferungen vor allem eine Verlängerung des Krieges sähen. „Ich frage diese Leute: Spielt es keine Rolle, wie dieser Krieg endet? Sollen die Ukrainer auf den Knien rutschen, in Stücke gerissen von den Russen? Ist es das, was ihr wollt?“ „Kriege enden mit einer Verhandlung“ Die Waffenlieferungen seien auch ein wichtiger Schritt für die Friedensverhandlungen. „Sehen Sie, Kriege enden mit einer Verhandlung. Man muss aber aus einer Position der Stärke an den Verhandlungstisch kommen, und es geht jetzt darum, die Ukrainer in diese Position zu bringe.“, so Borrell. Der EU-Außenpolitikchef übte auch Kritik an der bisheringen Russland- und Energiepolitik der EU. Es sei „zu naiv“ gewesen, „uns völlig in russische Hand zu begeben und etwa in Deutschland keine LNG-Terminals an der Küste zu haben“. Diesen Fehler müsse man nun eingestehen und korrigieren. Das werde zwar ein wenig länger dauern, „aber wir werden uns vom russischen Gas befreien“, so der 75-Jährige. Borrell kritisierte im Interview ebenfalls, dass die EU bei vielen Entscheidungen auf die Einstimmigkeit der Mitgliedstaaten angewiesen ist. „Das Vetorecht hat mit sechs Mitgliedern funktioniert, aber nicht heute mit 27 und nicht morgen mit vielleicht 33 Ländern. Das ist immer schwieriger.“

TRT Deutsch und Agenturen