Die Deutsche Bundesbank hat in ihrem Monatsbericht vor einer Rezession gewarnt. / Photo: AA (AA)
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Die Bundesbank rechnet in den kommenden Monaten mit einer anhaltend hohen Inflation in Deutschland und einem Konjunktureinbruch. Im Winterhalbjahr sei weiterhin eine Rezession zu erwarten, schrieb die Notenbank in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Monatsbericht. „Die Inflationsrate könnte auch über den Jahreswechsel hinaus zweistellig bleiben.“

Die Übernahme der Gasabschlagszahlung durch den Staat im Dezember werde die Verbraucher zwar entlasten. „Noch ist aber unklar, inwieweit sie sich in der amtlichen Preismessung und damit in der Inflationsrate niederschlägt.“

Die Jahresinflationsrate war im Oktober in Deutschland auf 10,4 Prozent geklettert. Die Bundesbank sieht inzwischen ein gestiegenes Risiko von Zweitrundeneffekten. Wenn die Inflation zu höheren Tarifabschlüssen und damit Lohnkosten führt, kann dies die Teuerung anheizen. Löhne und Preise würden sich also hochschaukeln und die Inflation verfestigen.

Gebremst wird die Wirtschaftsentwicklung nach Einschätzung der Volkswirte unter anderem von der Unsicherheit über die Energieversorgung und den gestiegenen Energiepreisen. Das belaste die Unternehmen stark. Die Abschwächung der globalen Konjunktur dürfte sich in den Exporten niederschlagen, und die Inflation dämpfe den privaten Konsum. Zudem dürfte sich die Baukonjunktur weiter abkühlen. Das Ausmaß der erwarteten Rezession sei allerdings äußerst unsicher. Bundesbank mahnt Geldinstitute zu mehr Vorsorge Die Volkswirte der Bundesbank mahnten auch die Geldinstitute angesichts der wachsenden Risiken zu mehr Vorsorge. „Die Banken sollten Verluste aus eigener Kraft auffangen können“, so Bundesbank-Vizepräsidentin Buch bei der Vorstellung des Finanzstabilitätsberichts 2022 in Frankfurt. Sonst könne es zu einer Kreditklemme kommen, die eine realwirtschaftliche Krise verschärfe.

Insgesamt sieht die Bundesbank ein deutlich verschlechtertes Umfeld: Für 2023 sagen Volkswirte eine Rezession voraus. Seit Monaten macht die extrem hohe Teuerung Verbrauchern und Unternehmen zu schaffen. Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Schuldner Kredite nicht zurückzahlen können. „Die realwirtschaftlichen Risiken haben deutlich zugenommen“, fasste Buch zusammen. Das Finanzsystem bleibe verwundbar gegenüber diesen Risiken. „Das heißt, wir müssen jetzt wirklich Sorge tragen, dass aus den Verwundbarkeiten, die wir schon gesehen haben, keine Verletzungen werden, die dann später nur sehr schwer zu heilen sind“, sagte Buch. Bundesbank-Präsident Nagel warnte bereits vor hoher Inflation Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte bereits Anfang der Woche vor der hohen Inflation gewarnt. „Ich würde gern daran glauben wollen, dass wir hoffentlich bessere Inflationszahlen sehen werden“, sagte Nagel. Belastbare Daten sprächen aber eher dafür, dass sich die Teuerungsrate noch eine zeitlang auf einem hohen Plateau bewegen werde. Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei zwei Prozent Teuerung an. Im Oktober lagen die Verbraucherpreise im Währungsraum der 19 Länder um 10,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die Notenbank stemmt sich seit Juli mit kräftigen Zinserhöhungen gegen die extrem hohe Teuerung. Der Leitzins im Euroraum, der jahrelang auf dem Rekordtief von null Prozent eingefroren war, liegt inzwischen bei 2,0 Prozent. Höhere Zinsen sind allerdings auch eine Bürde für die Wirtschaft, etwa weil sich Kredite verteuern. Der gemeinsame Währungsraum spürt derzeit starken wirtschaftlichen Gegenwind wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs und der damit verbundenen Explosion der Energiepreise.

TRT Deutsch und Agenturen