Der türkische Außenminister Hakan Fidan dringt auf den Beginn der zweiten Phase der Vereinbarung zur Waffenruhe für den Gazastreifen und warnt vor einer erneuten Eskalation der Gewalt, sollte es weiter zu Verstößen kommen. Andernfalls drohe die gesamte Region weiter destabilisiert zu werden, sagte Fidan in einem am Donnerstag ausgestrahlten Interview mit TRT World.
Die Waffenruhe bleibe nach „dem Horror, der menschlichen Tragödie, dem Völkermord“, der seit Ende 2023 im Gazastreifen zu beobachten sei, von zentraler Bedeutung – gerate jedoch zunehmend unter Druck. „Es gibt ständige Verstöße gegen die Waffenruhe“, sagte Fidan. Seit Inkrafttreten des Abkommens am 10. Oktober seien demnach fast 400 Palästinenser getötet worden.
Türkiye unterstütze daher den Übergang in die zweite Phase des Abkommens, die eine internationale Stabilisierungstruppe sowie ein neues Verwaltungsmodell für den Gazastreifen vorsieht. Die Gespräche dazu liefen weiter, erste Ergebnisse seien „in den kommenden Wochen“ zu erwarten.
Trotz Einwänden aus Israel sei Ankara bereit, sich an einer internationalen Mission zu beteiligen, betonte Fidan. Türkiye habe im Zusammenhang mit den israelischen Angriffen im Gazastreifen „als Stimme des menschlichen Gewissens“ gehandelt.
Regionale Konflikte rücken in den Fokus
Mit Blick auf Syrien warnte Fidan, die Terrororganisation Daesh bleibe eine ernsthafte Bedrohung, könne jedoch durch regionale Kooperation eingedämmt werden. Er verwies auf eine „gesunde Zusammenarbeit“ zwischen Türkiye und Syrien. Verzögerungen bei der Einbindung der PKK/YPG-dominierten SDF in einen neuen Sicherheitsrahmen drohten indes die nationale Einheit zu gefährden. Die Geduld zentraler Akteure sei „am Ende“.
Zum Krieg in der Ukraine sagte Fidan, Türkiye unterstütze die laufenden Vermittlungsbemühungen der USA und sei überzeugt, dass die Konfliktparteien „sehr nah an einer Einigung“ seien. Jede Lösung müsse jedoch letztlich von der Bevölkerung in der Ukraine getragen werden.
Zudem erneuerte er Ankaras Sorge um die Sicherheit im Schwarzen Meer. Eine Zunahme von Angriffen in der Region könne eine breitere Destabilisierung auslösen, warnte er.
