20.09.2022, Österreich, Innsbruck: Anton Mattle, Spitzenkandidat der ÖVP während der ORF-Diskussion der Spitzenkandidaten zur Tiroler Landtagswahl im Landesstudio Tirol in Innsbruck. (dpa)
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In Österreich droht der konservativen ÖVP von Kanzler Karl Nehammer ein Debakel bei der Landtagswahl in Tirol. Laut Umfragen muss die ÖVP am Sonntag in ihrer jahrzehntelangen Hochburg mit einem Minus von rund 15 Prozentpunkten rechnen und käme dann noch auf rund 30 Prozent. Ihr bisher schlechtestes Landtagswahlergebnis in Tirol liegt bei 39 Prozent. Die rechte FPÖ und die sozialdemokratische SPÖ können den Demoskopen zufolge auf jeweils etwa 20 Prozent hoffen. Den bisher mit der ÖVP regierenden Grünen werden elf Prozent zugetraut. Mit Gewinnen dürfen die liberalen Neos sowie die Liste Fritz rechnen. Bei der Wahl am Sonntag können rund 535.000 Bürger ab 16 Jahren ihre Stimme abgeben. Spitzenkandidat der ÖVP ist der 59-jährige Anton Mattle. Der Landesminister soll dem langjährigen Ministerpräsidenten Günther Platter nachfolgen. Platter scheidet erst mit der Wahl aus und hat damit Mattle die Chance genommen, mit einem Amtsbonus ins Rennen zu gehen. Zu den Gründen für den Negativ-Trend bei der ÖVP zählen auch die Korruptionsermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ehemalige ÖVP-Spitzenpolitiker. Obendrein wird Kanzler und ÖVP-Chef Nehammer mangelnde Strahlkraft zugeschrieben. Der Urnengang ist Auftakt zu einer Wahl-Serie, die für die Zukunft der so machtverwöhnten ÖVP entscheidenden Charakter hat. 2023 wird auch in Niederösterreich und Salzburg gewählt, weitere jahrzehntelange ÖVP-Hochburgen. Die absehbaren Schockwellen in Tirol würden den Druck auf Kanzler Nehammer weiter erhöhen, meint der Politikberater Thomas Hofer. „Es wird noch mal ungemütlicher für ihn.“ Allerdings rechnet er nicht mit direkten bundespolitischen Folgen. Angesichts des Umfrage-Tiefs der beiden Koalitionspartner ÖVP und Grüne sowie der enormen politischen Herausforderungen in Zeiten der Energiekrise laute die Devise der Regierenden, sich so lange wie möglich gemeinsam weiter durchzuwursteln, sagt Hofer.

dpa