Symbolbild. 30. Januar 2018, Paris, Frankreich: Gerald Darmanin nimmt an der Fragestunde an die Regierung in der Nationalversammlung teil. (Others)
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Frankreich hat Großbritannien einen unangemessenen Umgang mit Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine vorgeworfen. Rund 150 Ukrainer, die über den Ärmelkanal zu Angehörigen nach Großbritannien reisen wollten, seien von britischer Seite aufgefordert worden, erst in Paris oder Brüssel Visa zu beantragen, kritisierte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin, wie die Zeitung „Le Parisien“ am Sonntag berichtete. Am Vortag habe der Minister sich daher per Brief an seine britische Amtskollegin Priti Patel gewandt und eine „völlig unangemessene Antwort“ und einen „Mangel an Menschlichkeit“ moniert.
Nach französischen Angaben erwägt Großbritannien mit Blick auf die Flüchtlinge aus der Ukraine in Calais vorübergehend ein Konsulat einrichten, um Ukrainern direkt vor Ort Visa auszustellen. „Es wird zwingend notwendig, dass Ihre konsularische Vertretung ausnahmsweise und für die Zeit der Krise in der Lage ist, Visa zur Familienzusammenführung direkt in Calais auszustellen“, schrieb Darmanin nach Angaben der Zeitung. Es wäre unverständlich, wenn in ganz Europa und selbst in der Ukraine konsularische Verstärkung eingesetzt wird, aber nicht von Großbritannien. Britischer Justizminister verteidigt Visa-Regeln
Der britische Justizminister Dominic Raab verteidigte unterdessen die britischen Visa-Regeln, wie die Nachrichtenagentur PA am Sonntag berichtete. Man müsse sicherstellen, dass nur die Menschen ins Land kämen, die wirklich Hilfe benötigten, und zwar echte Flüchtlinge. Britische Sicherheitskontrollen bei der Einreise dienten dazu, das sicherzustellen. Die Flüchtlinge kämen aus einem Kriegsgebiet, in dem auch ausländische Kämpfer aktiv seien. Alleine auf dem Wege der Familienzusammenführung erwarte Großbritannien rund 200.000 Flüchtlinge aus der Ukraine, sagte Raab.
Großbritannien und Frankreich liegen seit langem im Streit über die zuletzt stark gestiegene Zahl von Migranten, die in kleinen Booten über den Ärmelkanal illegal in das Vereinigte Königreich einreisen. Großbritannien wirft Frankreich mangelnde Kontrollen an der Küste vor und überweist den Franzosen Geld, damit diese intensiviert werden. Frankreich wiederum fordert von Großbritannien Wege zur legalen Einwanderung und spricht von Heuchelei. Die Migranten würden vom britischen Arbeitsmarkt angezogen, der ihnen oft auch ohne Papiere eine Beschäftigung ermögliche.

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dpa