01.06.2021, Sachsen-Anhalt, Halle: Ein Angeklagter wird im Landgericht von Justizbeamten weggeführt. Der 25-Jährige muss sich wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes und versuchter Tötung verantworten. (dpa)
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Es ist wohl der Albtraum aller liebenden Eltern: Beim morgendlichen Blick in das Kinderzimmer ist die kleine Tochter nicht mehr auffindbar. Stattdessen ist das Fenster im eisigen Dezember sperrangelweit geöffnet.
So erging es Ende vergangenen Jahres den Eltern eines sechsjährigen Mädchens in Halle. Ihr Kind soll von einem jungen Mann entführt, sexuell missbraucht und anschließend in die eiskalte Saale geworfen worden sein. Zwei Jogger entdeckten das Mädchen durch Zufall und retteten so sein Leben. Am Dienstag beginnt nun der Prozess gegen den 25-jährigen Tatverdächtigen.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Menschenraub, Entziehung Minderjähriger, sexuellen Missbrauch von Kindern sowie versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung vor. Im Falle einer Verurteilung droht dem Mann eine lebenslange Freiheitsstrafe. Erster Prozesstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Ein Gerichtssprecher kündigte an, dass der erste Prozesstag womöglich unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden könnte. Die Nebenklage oder der Verteidiger des Mannes könnten einen solchen Antrag unter Verweis auf den Schutz des persönlichen Lebensbereiches von Prozessbeteiligten einreichen, erklärte er. Zunächst sollen sich nach Angaben des Gerichtssprechers ausschließlich Polizeibeamte zu dem Vorfall äußern.
Laut Mitteilung des Landgerichtes soll sich die Tat etwa so zugetragen haben: Der Angeklagte sei im Dezember 2020 über ein angekipptes Fenster in die Wohnung eingedrungen. Dort habe er im Kinderzimmer das Mädchen aus dem Bett gehoben und mit diesem die Wohnung wieder verlassen. In einer Seitenstraße soll der Angeklagte das Kind missbraucht haben. Anschließend sei er mit dem Mädchen auf dem Arm durch die Innenstadt von Halle bis zur Saale gelaufen. Dort soll er mit einem Schal versucht haben, das Kind zu erdrosseln. Anschließend soll er das Kind in die Saale geworfen haben, um es zu töten und auf diese Weise seine Straftaten zu verdecken.
Die Polizei konnte den Verdächtigen wenige Tage später an seinem Arbeitsplatz festnehmen. Hinweise nach einem Phantombild hatten die Ermittler auf die Spur des 25-Jährigen gebracht. Zudem gab es Aufzeichnungen von Überwachungskameras. Der Mann sitzt seit dem 12. Dezember in Untersuchungshaft. Für den Prozess sind zunächst acht Termine anberaumt.

dpa