In mehreren deutschen Städten haben am Samstag Tausende Menschen gegen die Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie demonstriert. Einer der Schwerpunkte war Stuttgart. Auch in Berlin, München und Frankfurt gab es Proteste. Vielfach kam es zum harten Eingreifen durch die Polizei.
So wurden bei einer Demonstration vor dem Berliner Reichstagsgebäude etwa 30 Menschen festgenommen. Auch auf dem Alexanderplatz kam es zu Zwischenfällen. Dabei soll es laut Polizei vor allem um die Feststellung der Personalien gegangen sein. Es seien zu viele Menschen vor Ort gewesen oder der Mindestabstand sei nicht eingehalten worden, heißt es zur Begründung der Festnahmen.
Insgesamt sind nach Angaben einer Sprecherin 1000 Einsatzkräfte in der ganzen Stadt unterwegs gewesen. 400 Beamte kontrollierten rund um den Rosa-Luxemburg-Platz an der Volksbühne. Dort fanden am Nachmittag zwei Demonstrationen statt.
Laut der aktuellen Verordnung des Berliner Senats sind wegen der Corona-Krise Versammlungen mit bis zu 50 Teilnehmenden gestattet, wenn sie an einem festen Ort stattfinden.
Demo in Stuttgart: Erlaubnis für 10.000 Teilnehmer
Einem erneuten Demonstrationsaufruf gegen die Coronavirus-Beschränkungen sind vor allem in Stuttgart mehrere Tausend Menschen gefolgt. Die Polizei habe auf dem Demonstrationsgelände einen regen Zustrom an Menschen verzeichnet, sagte ein Polizeisprecher. Es sei ziemlich voll geworden. Eine genaue Teilnehmerzahl konnte die Polizei zunächst nicht nennen.
Für die als überparteilich bezeichnete Demo auf dem Cannstatter Wasen hatte der Initiator Michael Ballweg ursprünglich 50.000 Teilnehmer angemeldet. Dem schob aber die Stadt Stuttgart einen Riegel vor: Ballweg erhielt die Auflage, die Versammlung auf 10.000 Teilnehmer zu begrenzen. Mehr seien für Stadt und Polizei nicht machbar, sagte ein Sprecher der Stadt. Entscheidend sei, dass sich niemand bei der Demo anstecke, hatte die Stadt zuvor mitgeteilt.
In Köln übte Polizeipräsident Uwe Jacob massive Kritik am Verhalten der Demonstranten: „Ein Großteil der Demonstranten hat Unbeteiligte mehrfach dazu aufgefordert, den Mundschutz abzunehmen und ohne Maske die Geschäfte zu betreten. Dafür haben wir absolut kein Verständnis.“
Ansteckungsrate leicht gestiegen
Die Ansteckungsrate beim Coronavirus ist in Deutschland indes nach Angaben des Robert Koch-Institus wieder über die kritische Marke 1 gestiegen. Die sogenannte Reproduktionszahl liege mit Datenbestand 9. Mai 0:00 bei 1,10, wie das Institut in einem am Samstagabend veröffentlichen Situationsbericht schreibt.
Der Wert gibt an, wie viele weitere Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt. Am Mittwoch hatte das RKI den Wert noch mit 0,65 angegeben. Seitdem war die Reproduktionszahl stetig gestiegen.