Ippen-Digital entschuldigt sich für Nichtveröffentlichung von Anschuldigungen gegen Ex-Bild-Chef Reichelt (Symbolbild) (dpa)
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Der Chefredakteur von Ippen Digital, Markus Knall, hat sich bei mutmaßlich Betroffenen für die Nicht-Veröffentlichung von Recherchen zum Vorwurf des Machtmissbrauchs im Medienkonzern Axel Springer entschuldigt. Zahlreiche Frauen hätten sich im Zuge der Recherche zum Fall des am Montag entlassenen „Bild“-Chefredakteurs Julian Reichelt an die Redaktion gewandt und „den Mut gefasst, uns ihre Geschichte zu erzählen“, schrieb Knall am Mittwoch in einem Statement. Ippen habe zugesagt, unter Wahrung der Anonymität über ihre persönlichen Schicksale zu berichten. „Dieses Versprechen konnten wir nicht einlösen. Das bedauere ich zutiefst.“

Ippen-Gruppe habe Zusage nicht eingehalten Am Sonntag hatte die Verlagsspitze der Ippen-Gruppe eine bereits eingeplante Recherche ihres Investigativteams zurückgezogen. Als Begründung hieß es, das Unternehmen müsse als Mediengruppe im direkten Wettbewerb mit der „Bild“ „sehr genau darauf achten, dass nicht der Eindruck entsteht, wir wollten einem Wettbewerber wirtschaftlich schaden“, sagte ein Sprecher dem epd am Montag in München. Die Nichtveröffentlichung hatte für Kritik gesorgt. Das Team von Ippen Investigativ, das die Recherche vorgenommen hatte, schrieb in einem Protestbrief, es sei „schockiert von dieser Entscheidung“. „Weil wir den ursprünglich zugesagten Beitrag kurzfristig nicht veröffentlicht haben, wurden wir dem Vertrauen, das in uns gesetzt wurde, nicht gerecht“, schrieb Chefredakteur Knall nun. Hierfür bitte er die Betroffenen um Entschuldigung.

Mittlerweile nur noch Zeitpunkt der Veröffentlichung offen Am Dienstag wurde bekannt, dass die Ippen-Spitze die Recherche offenbar doch nicht weiter zurückhalten will. „Derzeit prüfen wir, wann und wie wir eine Veröffentlichung publizieren“, sagte ein Sprecher der Verlagsgruppe dem epd. Reichelt war am Montag von seinen Aufgaben entbunden worden. Der Konzern teilte mit, als Folge von Medienrecherchen in den vorigen Tagen neue Erkenntnisse über das aktuelle Verhalten Reichelts gewonnen zu haben. Grund war die Erkenntnis des Springer-Vorstands, dass Reichelt Privates und Berufliches auch nach einem im März abgeschlossenen Compliance-Verfahren gegen ihn nicht klar getrennt habe.

epd