Symbolbild. Wohngebäude in Berlin (dpa)
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Die Zahl der neu gebauten Wohnungen ist im vergangenen Jahr nach einem jahrelangen Aufwärtstrend wieder zurückgegangen: Laut Statistischem Bundesamt in Wiesbaden wurden 2021 insgesamt rund 293.000 neue Wohnungen gebaut. Im Vergleich zum Jahr davor sank die Anzahl der fertiggestellten Wohnungen somit um 4,2 Prozent, wie die Statistiker am Montag mitteilten.

Genehmigte Bauprojekte werden nicht umgesetzt Im Jahr 2020 waren erstmals mehr als 300.000 neue Wohnungen entstanden, mit dem Rückgang der Neubauzahlen 2021 endete somit ein seit 2011 anhaltender Aufwärtstrend bei den Neubauten. Zwar stieg die Anzahl der Baugenehmigungen im vergangenen Jahr um 3,3 Prozent, gleichzeitig wurden aber weniger Bauprojekte umgesetzt. Der Überhang an genehmigten, aber nicht umgesetzten Bauprojekten stieg somit im Vorjahresvergleich um gut 67.000 auf rund 846.000 Wohnungen, den höchsten Stand seit 1996. Gründe für die hohe Zahl an nicht umgesetzten Bauprojekten waren laut den Statistikern Lieferengpässe und Rohstoffknappheit. Hinzu kamen deutliche Preissteigerungen wegen der erhöhten Nachfrage nach Baustoffen wie Holz und Stahl sowie Personalmangel im Baugewerbe. Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft kritisiert Entwicklung Der Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, Axel Gedaschko, warnte angesichts der Zahlen vor einem „dramatischen Einbruch beim Wohnungsbau in Deutschland“. Gedaschko forderte angesichts der großen Unsicherheiten mehr Planungssicherheit für Bauunternehmen. Die Regierung müsse mit einer „verlässlichen und auskömmlichen Fördersystematik sowie einer wirksamen Rohstoffstrategie zur nachhaltigen Versorgung von Deutschlands Baustellen“ gegensteuern, forderte er. Der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Robert Feiger, bezeichnete den Rückgang der Neubauzahlen unter die Marke von 300.000 als „keine gute Nachricht“. Um jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, müsse insbesondere der Bau von Sozialwohnungen „deutlich an Fahrt aufnehmen“. Angesichts der Preisanstiege und Materialknappheit müssten „Bund und Länder in den Turbogang schalten und dringend ein 'Sonderpaket sozialer Wohnungsbau' schnüren“. Feiger forderte die Absenkung der Mehrwertsteuer im sozialen Wohnungsbau von 19 auf sieben Prozent. Im Schnitt würde diese Maßnahme den Bau von Sozialwohnungen um zehn Prozent verbilligen. Vielversprechend sei zudem der Umbau von Bürogebäuden oder die Dachaufstockung bei Altbauten. „Der Staat muss deshalb jetzt flott Anreize schaffen und das Baurecht vereinfachen, damit dieses Potenzial genutzt wird“, forderte Feiger.

AFP