Ein UN-Gericht hat den früheren serbischen Geheimdienstchef Jovica Stanisic und dessen einstigen Stellvertreter Franko Simatovic wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen verurteilt. Gegen die beiden Führungsfiguren der Regierung des damaligen serbischen Machthabers Slobodan Milosevic wurden Haftstrafen von je zwölf Jahren verhängt, wie das UN-Tribunal in Den Haag am Mittwoch mitteilte.
Richter Burton Hall erklärte, Stanisic und Simatovic seien für schuldig befunden worden, die serbischen Einheiten unterstützt zu haben, die 1992 bei der Einnahme der bosnischen Stadt Bosanski Samac Verbrechen begingen. Sie hätten dabei geholfen, die serbischen Soldaten auszubilden und zu entsenden, „was einen erheblichen Einfluss auf die Begehung der Verbrechen hatte“.
Das Gericht sprach die beiden Angeklagten aber von dem Vorwurf frei, mitverantwortlich gewesen zu sein für eine großangelegte „Terrorkampagne“ serbischer Todesschwadronen in Bosnien und Kroatien in den 1990er Jahren.
Stanisic und Simatovic waren 2013 vom UN-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag in einem umstrittenen Urteil aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden. 2015 wurde ein neuer Prozess angeordnet, nun fiel das Urteil.
Der Prozess gegen die beiden Geheimdienstchefs war eines der letzten Verfahren im Zusammenhang mit den Kriegen im früheren Jugoslawien. Anfang Juni hatte ein UN-Gericht die Verurteilung des früheren bosnisch-serbischen Armeechefs Ratko Mladic zu lebenslanger Haft wegen Völkermords, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit bestätigt.
1 Juli 2021
UN-Tribunal: Serbische Ex-Sicherheitschefs zu zwölf Jahren Haft verurteilt
Das UN-Tribunal in Den Haag hat zwei serbische Ex-Sicherheitschefs zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Dem einstigen Geheimdienstchef Stanisic und dessen Stellvertreter wurden Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen vorgeworfen.
AFP
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