Inflation im April: Verbraucherpreise steigen um 7,4 Prozent (dpa)
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Kostenlose Lebensmittel bekommen Bedürftige in Österreichs Hauptstadt von der Wiener Volkshilfe. Die Menschen stehen seit 5.30 Uhr an. Um halb acht öffnet die Vergabe. Wer zu spät kommt, der erhält keines der 250 Lebensmittelsackerln. Sechzig Personen mussten allein am heutigen Dienstag wieder weggeschickt werden, erklärt Paul Dickinger, Abteilungsleiter des Freiwilligenmanagements der Wiener Volkshilfe, gegenüber „Heute“.

Mit der Preisexplosion hat sich der Andrang in etwa vervierfacht

An die Bedürftigen werden Nummern ausgegeben, farblich sortiert. In der 300 Meter langen Schlange stehen auffallend viele Frauen, in kleinen Grüppchen, mit Babywagen, Kleinkindern. Ein Foto? Ein Interview? „Nein, nein. Bitte nicht“, sagen sie. Logischerweise ist niemand stolz darauf, sich keine Lebensmittel leisten zu können.

Die Lebensmittelpakete werden von der Stadt Wien und privaten Spenden finanziert. Für jeden gibt es zwei Sackerl im Wert von insgesamt circa 25 Euro. Vor der Pandemie wurden 60 bis 70 Lebensmittelpakete ausgegeben. Seit dem Ukraine-Krieg und der Teuerung sind es 250. „Immer mehr Menschen geraten in Bedrängnis“, sagt Lilli Gneisz, die bei der Volkshilfe für Spenden und Fundraising zuständig ist. Sie rechnet damit, dass der Bedarf weiter wächst.

Volkshilfe kooperiert mit Wiener Tafel
Seit Mai kooperiert die Volkshilfe mit der Wiener Tafel. So gibt es in den Lebensmittelpaketen neben den haltbaren Lebensmitteln wie Nudeln, Reis, Öl, Zucker, Mehl, Suppenwürfeln oder Fisch in Dosen nun auch frische Produkte. Am Dienstag war ein Salatkopf dabei.

Von der Volkshilfe wird zwar nachgefragt, ob jemand wirklich bedürftig ist. Eine Kontrolle gibt es aber nicht. Wer zur Ausgabe kommt? „Da sind viele Alte, viele Alleinerziehende, Menschen mit laufenden Asylverfahren, Bezieher der Mindestsicherung, seit dem Frühjahr auch viele Menschen aus der Ukraine“, so Lilli Gneisz. Die Ukrainer machen derzeit etwa vierzig Prozent der Spendenempfänger aus.
Dass das Leben teurer wird, das spürten die Helfer selbst auch ganz direkt, sagt Lilli Gneisz. „Die Preise steigen. Unser Budget nicht.“ Insgesamt arbeiten 1500 Menschen für die Wiener Volkshilfe. Unter den Ehrenamtlichen sind sehr viele, die selbst Fluchterfahrung und gute Erfahrungen mit der Volkshilfe haben. Sie kommen und wollen etwas zurückgeben, so Lilli Gneisz. So sind die Zivildiener oft mehrsprachig, viele sprechen Arabisch, Türkisch oder Ukrainisch. Die Ausgabe dauert jeden Dienstag bis 10 Uhr. Mehr zum Thema: Inflation bei fast acht Prozent – Höchster Stand seit rund 50 Jahren

TRT Deutsch