Der türkische Historiker Prof. Dr. İlber Ortaylı hat in Wien an einem Panel des Yunus-Emre-Instituts mit dem Titel „Wie man die Zukunft der Menschheit gestaltet“ teilgenommen. (AA)
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Der türkische Historiker Prof. Dr. İlber Ortaylı hat am Mittwoch in Wien an einem Panel des Yunus-Emre-Instituts mit dem Titel „Wie man die Zukunft der Menschheit gestaltet“ teilgenommen. Dabei gab der prominente Akademiker insbesondere den jungen türkischstämmigen Teilnehmern Ratschläge.

Ortaylı erklärte, dass die Türken in Europa, insbesondere im deutschsprachigen Raum, im Vergleich zu der türkischen Diaspora in den Vereinigten Staaten andere Erfahrungen gemacht hätten. Zudem wiesen die deutschsprachigen Türken eine niedrige Kriminalitätsrate auf und seien für ihren Fleiß bekannt.

Der Historiker wies darauf hin, dass trotz der positiven Fortschritte der türkischen Gesellschaft in Europa die einheimische Generation Schwierigkeiten habe, Türkisch zu lernen. Das liege daran, dass türkische Literatur und Kunst in den betroffenen Ländern nicht präsent gewesen seien und dass Initiativen wie das Yunus-Emre-Institut gefehlt hätten.

„Man muss international intellektuell sein“

Lobenswert sei, dass die Türken in Europa solidarisch und organisiert seien. Ihr Solidaritätsgeist umfasse auch andere Muslime sowie Minderheiten verschiedener Religionen und Ethnien. Das habe zu allgemeinen und organisierten Gruppen „unter dem Namen Türken in Europa“ geführt.

Gleichzeitig riet Ortaylı, der selbst polyglott ist, den türkischstämmigen Studenten und Jugendlichen, mehrere Fremdsprachen zu lernen und mobiler zu sein. Junge Menschen sollten sich nicht an ihrer Region oder ihrem Land festhalten, sondern sich international betätigen und Erfahrungen im Ausland sammeln, so Ortaylı.

Prof. Dr. İlber Ortaylı und die Zuhörer beim Panel YEE-Panel „Wie man die Zukunft der Menschheit gestaltet“ in Wien (AA)

Um die Türkei und ihre Menschen richtig zu repräsentieren und internationale Brücken zu schlagen, gebe es einen Bedarf an jungen Menschen, die mehrere Fremdsprachen sprechen sowie in den verschiedensten Bereichen aktiv sind. Der 74-Jährige betonte, dass dabei ausgezeichnete Englischkenntnisse international entscheidend seien: „Wenn Sie dies nicht tun, bleiben Sie innerhalb der Grenzen des Deutschen. Ihr Leben mag gut sein, aber es hat nicht das Niveau, das die türkische Gemeinschaft von Ihnen erwartet. Man muss international intellektuell sein.“

Jugendliche sollen Diaspora-Vorteile nutzen

Ortaylı betonte, dass Türken die Vorteile des Lebens in der Diaspora nutzen sollten: „Menschen, die in der Diaspora leben, haben einen Vorteil. Es ist der Vorteil, zwei oder drei Sprachen von Kindheit an richtig zu lernen. Das ist eine große Bereicherung. Zwei oder drei Sprachen sorgen für eine andere Persönlichkeit, man sieht die Welt anders.“ Allein mit einem einfachen Deutsch oder einem gebrochenen Türkisch weit zu kommen und Erfolg zu haben, sei schwierig, warnte der Akademiker die Diaspora-Türken.

Darüber hinaus sollten junge Menschen möglichst viel reisen, um verschiedene Kulturen und geografische Räume kennenzulernen. Es mangele derzeit an türkischen Intellektuellen, die gut ausgebildet sind und Kenntnisse sowohl über den Orient als auch den Okzident verfügen. Aus diesem Grund sei es unverzichtbar, jeweils eine Sprache aus dem Osten und dem Westen zu lernen.

TRT Deutsch