Symbolbild: Der Aufkleber für den Impfstoff von Biontech/Pfizer klebt in einem Impfausweis. Baldige Urlaubsreisen mit Impfnachweis sind in der EU weiter nicht in Sicht. (dpa)
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Eine Corona-Studie aus Israel hat in der EU neue Hoffnung auf den Einsatz von Impfzertifikaten für schnelle Reiseerleichterungen geweckt. Die Bundesregierung zeigte sich am Dienstag offen für neue Gespräche über die Frage, nachdem eine Untersuchung zu belegen scheint, dass Geimpfte das Virus kaum mehr verbreiten. Doch EU-Vertreter warnten nach Beratungen der Mitgliedstaaten schließlich vor zu hohen Erwartungen.

Stark vom Tourismus abhängige EU-Länder wie Griechenland werben seit Wochen dafür, Geimpften durch Zertifikate oder Impfpässe bald das Reisen wieder zu ermöglichen. Diese Forderungen waren von anderen EU-Staaten bisher als verfrüht kritisiert worden. Dabei wurde darauf verwiesen, dass erst geringe Teile der Bevölkerung geimpft sind und damit „Privilegien“ für Geimpfte entstehen könnten, wenn diese reisen oder Restaurants besuchen könnten.

Eine unveröffentlichte Studie aus Israel zeigt nun nach Medienberichten, dass der Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer zu fast 90 Prozent die Übertragung des Virus auf andere verhindert. Die Untersuchung, über die unter anderem der „Spiegel“ berichtete, basiert auf Daten von mehr als 1,7 Millionen Geimpften.

Die Untersuchung aus Israel sei „eine ganz großartige Nachricht“, sagte Europa-Staatsminister Michael Roth (SPD) vor Beratungen mit seinen EU-Kollegen. Es sei damit klar, dass die EU das Thema Impfzertifizierung bald „noch einmal auf die Tagesordnung“ setzen müsse. Impfzertifikate könnten nicht nur für Tourismusländer wichtig werden, sondern auch „für uns in Deutschland“.

Tatsächlich steht das Thema bereits auf der Agenda des Video-Gipfels der Staats- und Regierungschefs am Donnerstag. Im Entwurf der Gipfel-Schlussfolgerungen heißt es bisher aber dazu nur: „Wir rufen dazu auf, die Arbeit an einer gemeinsamen Herangehensweise bei Impfzertifikaten fortzusetzen.“

EU-Kommission und portugiesischer EU-Vorsitz reagieren zurückhaltend

Der portugiesische EU-Vorsitz zeigte sich nach den Beratungen der Europaminister zurückhaltend, die den Gipfel vorbereiteten. „Wir stehen am Beginn einer Diskussion“, sagte Europa-Staatssekretärin Ana Paula Zacarias. „Es wird noch einige Zeit dauern, um herauszufinden, zu welchen anderen Zwecken wir das Zertifikat abseits von rein medizinischen Gründen einsetzen können.“

Auch aus der EU-Kommission kam ein Dämpfer: Nach Einschätzung der EU-Krankheitsbekämpfungsbehörde ECDC „gibt derzeit keine Beweise, dass eine geimpfte Person nicht trotzdem infiziert sein und die Krankheit übertragen kann“, sagte ihr Vizepräsident Maros Sefcovic. Damit gebe es noch keine Grundlage, „um Reisende mit einem Impfnachweis von der Quarantäne- oder Testpflicht auszunehmen“.

Sefcovic betonte zudem, dass es keine unterschiedliche Behandlung bestimmter Gruppen bei Reiseerleichterungen geben dürfe. Auch Roth bekräftigte, zur Nutzung der Zertifikate für Erleichterungen müsse bereits ein „signifikanter Anteil“ der Bevölkerung geimpft sein.

Derzeit kämpft die EU aber noch mit Lieferengpässen und Produktionsproblemen bei der Impfstoffversorgung, die gleichfalls den Gipfel beschäftigen werden. Sefcovic zufolge wurden bisher knapp 41 Millionen Dosen an die Mitgliedstaaten ausgeliefert, von denen zwei für einen vollständigen Schutz nötig sind.

Söder rechnet nicht mit schnellen Lockerungen für Urlaubsreisen

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) rechnet nicht mit schnellen Lockerungen für Urlaubsreisen – zumindest in den anstehenden Ferien. „Zum Urlaub möchte ich noch keine Versprechen abgeben, aber im Laufe des Jahres geht das bestimmt“, sagte er am Mittwoch in einem Interview mit dem Portal „Bild Live“.

Er werde aber nicht so weit gehen wie der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). „Wir haben in den letzten Wochen eine deutliche Verbesserung erlebt“, sagte Söder. Allerdings müsse man „jetzt erstmal die Mutationen abwarten“.

Kretschmer hatte gesagt, es werde in diesem Jahr „auf keinen Fall“ Osterurlaub geben.

AFP