27.01.2022, Sachsen, Zwickau: Vollelektrische Fahrzeuge aus dem Volkswagenwerk in Zwickau parken nach der Produktion im Werk. (dpa)
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Deutsche Autobauer haben kräftig Marktanteile in China verloren, während der größte Automarkt der Welt wieder an Schwung gewinnt. China sei erneut die „Lokomotive“, meinte Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Duisburger Center Automotive Research (CAR) am Mittwoch in einer Analyse. Obwohl der globale Autoabsatz in diesem Jahr voraussichtlich um 3,2 Prozent zurückgehen dürfte, soll der Markt in China um fünf Prozent zulegen, schätzt Dudenhöffer.
Der Absatz der deutschen Hersteller auf ihrem wichtigsten Markt ist im ersten Halbjahr allerdings eingebrochen. Der VW-Konzern habe ein Minus von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnet. Mercedes und BMW hätten jeweils um 19 Prozent weniger verkauft. Der Marktanteil von VW in China sei damit von 18,4 auf 14,2 Prozent zurückgegangen. Für Mercedes habe er sich von 4,4 auf 3,4 Prozent und für BMW von 4,7 auf 3,7 Prozent verringert, ergab die Analyse.
China sei auf dem Weltmarkt wieder die treibende Kraft: „Während der Automarkt in den USA mit einem Einbruch von 18 Prozent im ersten Halbjahr 2022 konfrontiert war, die EU 14 Prozent Rückgang zu verdauen hat, konnte China seine Neuwagenverkäufe in den ersten sechs Monaten um vier Prozent steigern“, stellte Dudenhöffer fest. Mit dem Anstieg in diesem Jahr „bewahrt China den Weltautomarkt vor einem größeren Einbruch“. Chinas Anteil soll so auf 32,1 Prozent steigen.
„Gewinner sind klar die Chinesen und Tesla“, meinte Dudenhöffer. Ein wichtiger Grund seien batterie-elektrische Autos. „Da tun sich die deutschen Autobauer in China noch schwer.“ Ähnliches gelte für Software-Funktionen bei Premiumfahrzeugen. Ein weiterer Grund für den Rückstand deutscher Autobauer seien die schlechteren Einkaufs- und Produktionssysteme, was sich auch im Vergleich zu Toyota zeige. Warnung vor Abwendung von China
Vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung des chinesischen Marktes zeigte sich Dudenhöffer kritisch gegenüber der Diskussion in Deutschland über eine zu große Abhängigkeit und eine mögliche Abkopplung von China. „Wir sollten uns überlegen, ob wir wirklich unsere Industrie ‚opfern‘ wollen und in eine Abwendung zu China gehen“, meinte Dudenhöffer. „Es wäre ein Industrieverlust, der irreversibel ist.“
Nachdem Corona-Lockdowns und Chipmangel den Absatz in China lange belastet hatten, startete der chinesische Automarkt im Juli mit einem Plus von knapp 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat kräftig durch. Die Hersteller setzten insgesamt 2,42 Millionen Fahrzeuge ab, wie der Herstellerverband CAM (China Association of Automobile Manufacturers) berichtete. Bei Pkw und kleineren Mehrzweckfahrzeugen gab es sogar ein Plus von 40 Prozent. Der Absatz von Elektroautos konnte im Juli auf 593.000 mehr als verdoppelt werden.

dpa