Steigende Energiepreise belasten Haushalte mit einem geringen Einkommen besonders hart. Sie geben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes anteilig am meisten für Strom, Heizung und Warmwasser aus. Haushalte mit einem monatlichen Nettoeinkommen unter 1300 Euro wendeten im Jahr 2020, als Heizöl, Gas und Strom vergleichsweise günstig waren, im Schnitt 95 Euro für Wohnenergie auf. Das entsprach einem Anteil von 9,5 Prozent an ihren gesamten Konsumausgaben, wie die Wiesbadener Behörde am Dienstag mitteilte.
Haushalte der höchsten Einkommensklasse mit monatlich mindestens 5000 Euro netto gaben zwar mit durchschnittlich 206 Euro deutlich mehr für Wohnenergie aus. Der Anteil an den privaten Konsumausgaben war mit 4,7 Prozent im Jahr 2020 allerdings nicht einmal halb so hoch wie bei den Haushalten der niedrigsten Einkommensklasse.
Während die Energiepreise 2020 in der Corona-Krise noch gesunken waren, zogen sie im vergangenen Jahr im Zuge der weltweiten Konjunkturerholung deutlich an. Dem Vergleichsportal Verivox zufolge verteuerte sich Energie binnen eines Jahres um 35 Prozent. „Noch nie zuvor mussten private Haushalte so viel für Heizung, Strom und Sprit bezahlen“, hieß es. Laut Check24 haben inzwischen mehr als 900 Gasversorger in der Grundversorgung Preiserhöhungen von im Schnitt um die 34 Prozent vollzogen oder angekündigt.
Einmaliger Zuschuss für Bezieher von Wohngeld geplant
Wegen der hohen Heizkosten sollen Bezieher von Wohngeld einen einmaligen Zuschuss bekommen. Nach einem Gesetzentwurf des neuen Wohnungsministeriums sollen Alleinlebende 135 Euro bekommen, ein Zwei-Personen-Haushalt 175 Euro. Für jeden weiteren Mitbewohner sind weitere 35 Euro vorgesehen.
Die Ampel-Koalition hatte den Zuschuss beschlossen, nachdem die Heizkosten im Herbst rasant gestiegen waren. „Dadurch sollen Wohnen und Heizen bezahlbar bleiben und die Mehrkosten aus den kalten Wintermonaten aufgefangen werden“, heißt es in einem Eckpunktepapier des Ministeriums. Die Pauschale ist Teil des Wohngelds, das an Haushalte mit niedrigem Einkommen ausgezahlt wird. Insgesamt sollen rund 710 000 Haushalte von dem einmaligen Zuschuss profitieren.
Besonders schwierig ist die Lage nach Analysen der Vergleichsportale für Bezieher von Hartz-IV. Trotz höherer Regelsätze seit Jahresbeginn reicht das Geld für die Betroffenen laut Verivox immer weniger aus, um die steigenden Strompreise zu decken. Demnach muss ein Single-Hartz-IV-Haushalt jährlich derzeit 139 Euro beziehungsweise knapp 32 Prozent mehr für Energie zahlen, als der Stromkostenanteil im Regelsatz abdeckt, wie eine jüngst veröffentlichte Analyse zeigt.
„Im Jahr 2022 steigt der Regelsatz für einen alleinstehenden Erwachsenen um drei Euro auf 449 Euro pro Monat“, heißt es beim Vergleichsportal. „Davon sind rein rechnerisch 36,44 Euro für die Begleichung der Stromrechnung vorgesehen.“ Die Stromkosten eines Singlehaushalts mit einem Verbrauch von 1500 Kilowattstunden beliefen sich nach Verivox-Berechnungen im Bundesdurchschnitt jedoch auf monatlich 48 Euro pro Monat. In Haushalten, in denen auch Wasser mit Strom erhitzt wird – etwa über einen Durchlauferhitzer – steigen die Kosten noch einmal.
Ähnliche Berechnungen hatte auch die Vergleichsplattform Check24 veröffentlicht. Dort wird die Stromkostenlücke auf etwas niedrigere 136 Euro pro Jahr beziffert beziehungsweise auf knapp 30 Prozent.
Mehr zum Thema: Verbraucherschutzministerin: Strom- und Gas-Kündigungen teils rechtswidrig
11 Jan. 2022
dpa
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