(Symbolbild) Eine Frau hält eine Geldbörse mit Banknoten in der Hand. Deutsche und Österreicher dürften 2022 mehr verdienen. (Reuters)
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Das Wichtigste zuerst: Ja, die Gehälter werden trotz der aktuellen Situation in den meisten EU- und Nicht-EU Ländern 2022 steigen. Allerdings wird durch hohe Inflationsraten in einigen Ländern die reale Erhöhung eher niedrig ausfallen, teilweise sogar bis hin zu Negativeffekten. Das geht aus einer aktuellen Studie der Managementberatung Kienbaum hervor. Die Studie bietet einen Überblick über die Gehälter in 48 ausgewählten Ländern mit mehr als 600 Teilnehmenden aus Unternehmen unterschiedlicher Größen und Branchen.

Wirtschaftliche Situation als größter Einflussfaktor

Die prognostizierten Erhöhungen in Deutschland bewegen sich von 0 bis zu 10 Prozent, in den EU-Ländern steigen Gehälter laut Prognose zwischen 1,9 und 5,8 Prozent. „In der Europäischen Union verzeichnet Ungarn mit 5,8 Prozent die höchste durchschnittliche Gehaltsentwicklung. Deutschland liegt mit einer realen Gehaltsentwicklung von 3,0 Prozent und einer Inflation von 1,6 Prozent im Mittelfeld“, so Studienleiterin Carolin Katzera.
In Europa zeigen die prognostizierten Gehaltssteigerungen nach Hierarchieebene teils deutliche Unterschiede. Für Spezialisten und Fachkräfte werden in vielen Ländern mitunter die stärksten Gehaltserhöhungen erwartet.

Tarif- und Kollektivverträge im Mittelpunkt
Größter Einflussfaktor auf die Entwicklung der Gehälter in den EU-Ländern ist die wirtschaftliche Situation des Landes, gefolgt von der Preisentwicklung. In Österreich und Deutschland haben jedoch Tarif- und Kollektivverträge den größten Hebel auf die Gehaltsentwicklung. Dicht gefolgt von der Unternehmensperformance, welche europaübergreifend lediglich auf Rang drei liegt.
Während auch in den meisten Nicht-EU-Ländern die wirtschaftliche Situation des Landes den größten Einfluss auf die Gehaltsentwicklung hat, sind es in der Schweiz Faktoren wie die Leistung der Unternehmen und die von Einzelpersonen.

Die durchschnittliche Gehaltssteigerung in den Nicht-EU-Ländern fällt mit 4,1 Prozent stärker aus als in den EU-Ländern. Die nominale Gehaltsentwicklung ist hier mit 14,4 Prozent in der Türkei am höchsten – bei einer Inflation von 11,8 Prozent. Albanien verzeichnet als einziges Land in Europa eine negative Entwicklung mit -1,8 Prozent.

Größte Steigerung in Indien und China zu erwarten
Nominale Gehälter steigen außerhalb Europas in Indien und China am stärksten.
Im Vergleich der ausgewählten Länder liegt Indien mit 7,2 Prozent nominaler Gehaltssteigerung außerhalb Europas auf Platz eins. Dahinter folgt China (Raum Peking) mit 6,1 Prozent und China (Raum Shanghai) mit 5,3 Prozent. Die höchsten Inflationen werden für Indien mit 4,1 Prozent und Brasilien mit 4,0 Prozent prognostiziert. „Reale Einkommenszuwächse werden in allen betrachteten Ländern außer in Brasilien erwartet“, fasst Carolin Katzera zusammen.
Im Schnitt schneiden außerhalb Europas die Spezialisten und Fachkräfte, aber auch Vorstände gegenüber den anderen Hierarchieebenen am besten ab. In Indien gewinnt laut Gehaltsentwicklungsprognose das Top Management mit 7,8 Prozent am meisten dazu.

Während in den meisten außereuropäischen Ländern die Preisentwicklung den größten Einfluss auf die Gehaltsentwicklung hat, wird diese in Chinas Shanghai-Region vor allem durch die wirtschaftliche Situation des Landes beeinflusst. Im Allgemeinen ist die Bedeutung der Einflussgrößen über die geografischen und politischen Regionen hinweg weltweit ähnlich, wenn auch Unterschiede in der Stärke der Faktoren bestehen.

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TRT Deutsch und Agenturen