Matthias Sammer / Photo: DPA (dpa)
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Der frühere Nationalspieler Matthias Sammer hat seine Kritik an der Entwicklung im deutschen Fußball erneuert. „Ich finde, wir sind in der größten Krise, die der deutsche Fußball in der jüngeren Vergangenheit erlebt hat“, sagte der ehemalige Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im Interview der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstag). „Seien wir doch mal ehrlich: Wir liegen am Boden.“ Sowohl auf Club- als auch Verbandsebene sei man vom Anspruch Weltspitze „weit entfernt“.

Auch nach den jüngsten Misserfolgen der A-Nationalmannschaft der Männer und im Junioren-Bereich sei „nichts“ passiert, „außer dass wir jedem erklären, was alles schuld war“. Der deutsche Fußball sei nur noch „Weltmeister im Ausredensuchen“, er sei „fassungslos, wie man das alles schönreden und verdrängen kann“, ergänzte der Europameister von 1996.

Den Hauptgrund für den Niedergang will Sammer auch wissen: „Die Wahrheit ist: Der deutsche Fußball hat komplett seine Identität verloren.“ Man habe sich plötzlich „für diese deutschen Tugenden“ wie Körperlichkeit und Erfolgswille fast geschämt, meinte der Berater von Borussia Dortmund: „Rumpelfußball, hieß es auf einmal.“ Es brauche eine Kurskorrektur, mahnte der 55-Jährige: „Wir müssen wieder einen Schritt zurück machen und uns trauen, unsere Erfolgsgaranten wieder zu benennen.“

Außerdem habe man sich „an einem Gesetz des Leistungssports versündigt“, sagte Sammer. Die großen Leitlinien müssten „alle zwei, drei Jahre überprüft und, wenn nötig, angepasst werden“. Das sei aber nicht geschehen. „Deshalb stehen wir jetzt da, wo wir stehen.“

Die DFB-Auswahl um Bundestrainer Hansi Flick ist seit vier Spielen sieglos. Bei den anstehenden Freundschaftsspielen gegen Japan (9. September) und Frankreich (12. September) soll die Misere beendet werden. Der in der Kritik stehende Flick verzichtet dabei auf etablierte Spieler wie Leon Goretzka (FC Bayern) und Timo Werner (RB Leipzig).

TRT Deutsch und Agenturen