Kindesmissbrauch: Ex-Fußballtrainer steht vor Gericht (dpa)
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Er sei Mitglied einer Sondereinheit und befreie Kinder aus den Fängen eines russischen Kinderpornorings - mit dieser Masche soll ein Fußballtrainer seine Schützlinge gelockt haben, um an intime Aufnahmen zu kommen. Was skurril klingen mag, konnte der Mann offenbar glaubwürdig vermitteln. Er bekam Bilder und Videos, zudem soll er sich sexuell an den Minderjährigen vergangen haben. Von Freitag an (30.10.) muss sich der 21-Jährige für die mutmaßlichen Taten vor dem Landgericht Schweinfurt verantworten. In der Funktion eines Fußballtrainers, eines Vertrauten, soll er sich den Kindern und Jugendlichen genähert haben. Dabei erzählte er ihnen laut Anklage von einem kriminellen Ring aus Russland, den er als „Mafia“ bezeichnete und dem es gelungen sei, die Handys von Mannschaftsmitgliedern zu hacken. Die Kriminellen hätten somit das Duschen filmen können und die Bild- und Videoaufnahmen ins Internet gestellt. Der Trainer gab vor, einen „Filter“ entwickelt zu haben, mit dem die Nacktbilder und -videos der Kinder aufgespürt und gelöscht werden könnten. Dafür müssten sie zum Abgleich intime Aufnahmen an ihn schicken und einen Fragebogen mit Details zum Intimbereich ausfüllen. Einige Kinder machten laut Anklage die Aufnahmen und leiteten sie in Whatsapp-Chats an den Angeklagten weiter.

Das Spiel „Strip-FIFA“ ausgedacht

Um sie soweit zu bekommen, habe der Angeklagte sie auf verschiedene Weisen manipuliert. In einem Fall soll er eine bevorstehende Entführung eines Teammitglieds durch die Russen-Mafia vorgegaukelt haben, sollte das Opfer nicht weitere Bilder und Videos schicken, um die vermeintlichen Entführer zu besänftigen. Auf einen anderen Minderjährigen wirkte er über fünf Monate hinweg ein, indem er erzählte, die Mafia plane die Entführung des 13-Jährigen. Er solle mit ihm die Praktiken durchführen, um abzuhärten, schließlich würde es bei der Mafia schmerzhafter zugehen. Auch soll er sich das Spiel „Strip-FIFA“ ausgedacht haben, bei dem derjenige, der ein Gegentor in dem Computer-Fußballspiel kassiert, ein Kleidungsstück ablegen muss. Die Taten ereigneten sich im Zeitraum von Oktober 2017 bis zur Festnahme im Februar 2020. Zuvor sei der 21-Jährige den Behörden wegen Sexualdelikten nicht aufgefallen. Der Verdächtige aus dem Landkreis Bad Kissingen sitzt seit Mitte Februar in Untersuchungshaft. Bei seiner Befragung sei er weitestgehend verständig gewesen, heißt es seitens der Ermittler. Wegen der Corona-Beschränkungen und des zu erwartenden Interesses der Öffentlichkeit wird die Kammer den Prozessauftakt am Freitag in der Schweinfurter Stadthalle verhandeln.

AFP