29.05.2021, Portugal, Porto: Fußball: Champions League, Manchester City - FC Chelsea, K.o.-Runde, Finale im Estadio do Dragao: Chelseas Mannschaftskapitän Cesar Azpilicueta stemmt die Trophäe am Ende des Champions-League-Finalspiels. (dpa)
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Thomas Tuchel küsste den silbernen Henkelpott - und überließ seinen Chelsea-Profis rund um den überglücklichen Kai Havertz den Gang zu den jubelnden Fans auf der Tribüne. Mit seinen beiden Töchtern an der Hand und seiner Frau Sissi genoss der deutsche Trainer seinen bislang größten sportlichen Triumph. Dank Tuchels brillanter Taktik und Havertz' Siegtor entzauberten die Blues am Samstagabend im intensiven, rein englischen Endspiel von Porto das von Pep Guardiola trainierte Manchester City und feierten ihren zweiten großen Triumph in der Champions League nach dem Finalsieg von 2012.
Der deutsche Nationalspieler Havertz erzielte in der 42. Minute das bislang wichtigste Tor seiner Karriere zum 1:0 (1:0)-Endstand und ließ auch seine DFB-Teamkollegen Timo Werner und Antonio Rüdiger jubeln. „Ich danke meiner Familie. Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, äußerte Havertz noch vor der Siegerehrung bei DAZN, ehe das Interview von Chelsea-Kapitän César Azpilicueta gesprengt wurde, der den Deutschen für dessen Mentalität lobte und umarmte.

Gündoğans Einsatz blieb unbelohnt

Guardiola ging während des Chelsea-Jubels mit gesenktem Kopf vom Rasen. Und auch Manchester-Profi Ilkay Gündoğan wird im Gegensatz zu Havertz und Co. geknickt in das Trainingslager zu Joachim Löw reisen. Der Bundestrainer und die DFB-Auswahl verfolgten keine zwei Wochen vor dem EM-Start vor dem Fernseher in Seefeld das Finale im gut gefüllten Estádio do Dragão - das Tuchel, der das Finale im Vorjahr mit Paris gegen den FC Bayern verloren hatte, mit seinem Team im Duell der Taktikmeister verdient gewann.
Guardiola ließ in der Anfangsphase gleich fünf bis sechs Offensive extrem hoch attackieren. Gündoğan ordnete das Spiel der Cityzens im zentralen Mittelfeld und war zugleich erste Absicherung für die Defensive. Der Brasilianer Fernandinho, der erst in der zweiten Halbzeit kam (64.), und der Spanier Rodri saßen überraschend zunächst auf der Bank. Wieder hatte Guardiola in einem enorm wichtigen Spiel die Ausrichtung seiner Mannschaft umgekrempelt.
Tuchel konterte mit einer darauf perfekt abgestimmten Taktik, er ließ sein Team lauern - und setzte auf Tempo und überfallartige Spielzüge. Nach einem Fehler der City-Abwehr kam Werner zum Abschluss, scheiterte aber an Torwart Ederson (14.), Sekunden später traf der deutsche Nationalspieler nur das Außennetz (15.). Tuchel klatschte an der Seitenlinie energiegeladen Beifall und animierte die Fans auf den Tribünen zu mehr Unterstützung. Finale trotz Corona vor 14.110 Zuschauern
Die 14.110 Zuschauer im „Drachenstadion“ sorgten nach monatelanger Corona-Tristesse in der Champions League von Beginn an für echte Final-Atmosphäre. Schon lange vor dem Spiel hatten sich englische Fans in himmel- oder dunkelblauen Trikots in den Gassen der Hafenstadt auf das Endspiel eingestimmt, Corona-Regel wurden dabei längst nicht immer eingehalten. In der Arena galten strenge Regeln, die Fans wurden so gut es ging mit Abstand auf den Rängen verteilt.
Von der Seitenlinie aus riefen Guardiola und Tuchel, der ab der 39. Minute auf den verletzt ausgewechselten Abwehrchef Thiago Silva verzichten musste, gestenreich und laut ihre Anweisungen auf den Platz. Das Final-Duell der freundschaftlich verbundenen Trainer war mit großer Spannung erwartet worden - die vorausgegangenen beiden Pflichtspiele in der Premier League und im FA-Cup hatte Chelsea gewonnen.
In Porto entwickelte sich ein spannendes, sehenswertes Finale zweier Teams mit unterschiedlichen Systemen auf absoluter Augenhöhe und mit starken Spielzügen auf beiden Seiten. Rüdiger klärte im Strafraum gerade noch rechtzeitig vor Phil Foden (27.). Und dann kam Havertz: Der Nationalspieler wurde perfekt von Mason Mount eingesetzt, legte den Ball mit etwas Glück an Ederson vorbei und schob mit Links ins leere Tor ein. Tuchel ballte jubelnd beide Hände zu Fäusten.

Chelsea verteidigte Erfolg den Vorsprung aus der ersten Halbzeit
Die Chelsea-Defensive arbeitete auch im Anschluss hochkonzentriert und effizient, im Mittelfeld der Blues zeigte N'Golo Kanté ein starkes Spiel. Und die Vorzeichen für City wurden nicht besser: Nach einer Stunde musste Manchesters Spielmacher Kevin De Bruyne in Folge eines Zusammenprall mit Rüdiger, der dafür Gelb sah, ausgewechselt werden. Der Belgier verließ unter Tränen den Platz.

Wenig später wechselte Tuchel Werner aus (66.), der frühere Dortmunder Christian Pulisic kam auf den Platz. Der US-Amerikaner vergab in der 73. Minute nach Zuspiel von Havertz die große Chance auf das 2:0. Chelsea lauerte in dieser Phase auf den womöglich entscheidenden Konter, City kam zunächst nicht oft genug vor das Tor der Blues. Für die Schlussphase brachte Guardiola den argentinischen Stürmer Sergio Agüero, der seine letzten Minuten im City-Trikot erlebte.

dpa