09.12.2019, Saudi-Arabien, Riad: Eine Flagge von Katar weht in einem Handelszentrum in Riad vor einem Banner, das den saudischen König Salman mit einem arabischen Schriftzug zeigt, der lautet: „Wir versprechen euch, zuzuhören und zu gehorchen“, aufgenommen vor dem 40. Gipfel des Gulf Cooperation Council GCC. (dpa)
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Durchbruch in der schweren diplomatischen Krise am Golf: Die Grenzen zwischen Katar und Saudi-Arabien werden nach einer jahrelangen Blockade, die das Emirat isolierte und zu einem Engpass bei Importwaren führte, wieder geöffnet. Beide Staaten einigten sich laut Kuwaits Außenminister Ahmed al-Sabah auf den Schritt, der das Ende des Konflikts zwischen Katar und seinen regionalen Nachbarn einläuten dürfte. Am Dienstag soll die Einigung mit einem Abkommen besiegelt werden.
Saudi-Arabien, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten am 5. Juni 2017 die Grenzen zu dem auf einer Halbinsel liegenden Land geschlossen und eine vollständige Blockade verhängt. Diplomatische Beziehungen, Handelskontakte und Transportwege wurden gekappt, Landsleute und Investitionen abgezogen. Ägypten schloss sich der Blockade an. Kenner der Region sahen in dem Vorgehen auch einen Versuch Saudi-Arabiens, seine Dominanz dort auszubauen.
Die Ankündigung kam am Vorabend des Gipfeltreffen des Golf-Kooperationsrats (GCC) am Dienstag. Dessen Generalsekretär hatte dazu auf Bitten von Saudi-Arabiens König Salman geladen, was als Zeichen einer möglichen Annäherung gewertet wurde. Zunächst war das Treffen in Riad geplant gewesen, nun findet es in der Wüstenstadt Al-Ula im Westen des Landes statt. Der katarische Emir Tamim bin Hamad al-Thani, der GCC-Gipfeln in vergangenen Jahren ferngeblieben war, wird am Dienstag ebenfalls erwartet.
Öffnung des Verkehrs

Der grenzüberschreitende Verkehr zu Luft, Land und Wasser sollte schon ab Montagabend wieder freigegeben werden. Katar ist Gastgeber der Fußball-WM 2022 und hat auch deshalb Interesse an einer Öffnung der Grenzen. Finanzielle Ausfälle hatte das Emirat - gemessen am Pro-Kopf-Einkommen eines der reichsten Länder der Welt - aus seinem milliardenschweren Staatsfonds ausgleichen können. Auch sonst hielt Doha dem Druck dank seiner großen wirtschaftlichen Ressourcen und politischer Allianzen jenseits der Golfregion stand.
Die USA, die auch bei Annäherungen mehrerer arabischer Staaten mit Israel vermittelten, hatten sich für ein Ende des Konflikts eingesetzt. Jared Kushner, Berater und Schwiegersohn des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump, flog am Montag nach Saudi-Arabien. Kushner sollte dort am GCC-Treffen teilnehmen, wie ein US-Regierungsvertreter der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Kushner habe die Einigung „gefördert und möglich gemacht“. Eine „neue Ära der Zusammenarbeit“ breche an, hieß es.
Türkei begrüßt Entscheidung

Die Türkei, der wichtigste Verbündete Katars, begrüßte die Einigung und sprach von einem wichtigen Schritt zur Lösung des Konflikts am Golf. Man hoffe, dass dieser dauerhaft gelöst werde, teilte das Außenministerium in Ankara mit. „Wir begrüßen die Entscheidung zur Wiedereröffnung der Land-, Luft- und Seegrenzen zwischen Katar und Saudi-Arabien ab heute Abend. Diese Entwicklung stellt einen wichtigen Schritt zur Lösung des seit Juni 2017 andauernden Konflikts am Golf dar“, heißt es in einer schriftlichen Erklärung des türkischen Außenamtes am Montag.
„Da die Türkei ein strategischer Partner des Golf-Kooperationsrates ist und der Sicherheit und Stabilität der Golfregion große Bedeutung beimisst, wird sie weiterhin alle Bemühungen in dieser Richtung unterstützen“, erklärte das Ministerium weiter.
Aus katarischen Quellen hieß es, Scheich Mohammed bin Said al-Nahjan, faktischer Herrscher der Vereinigten Arabischen Emirate, sei gegen die Aussöhnung.

dpa