Archivbild. 04.10.2018, Israel, Jerusalem: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht bei einem Treffen mit dem damaligen israelischen Präsidenten Rivlin. Merkel war damals für die deutsch-israelischen Regierungskonsultationen zu Besuch in Israel. Merkel reist am Samstag (09.10.2021) zu einem Abschiedsbesuch wieder nach Israel. (dpa)
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Vor dem Abschiedsbesuch von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in Israel schaut das Land laut einer Wissenschaftlerin mit Unsicherheit auf das Ende ihrer Regierungszeit. „Sie hat sich immer an die Seite von Juden in Deutschland, in Israel und auf der ganzen Welt gestellt“, sagt Adi Kantor, Forscherin am Europa-Forschungsprogramm des Instituts für Nationale Sicherheitsstudien in Tel Aviv. „Es ist sehr wichtig für Israel zu wissen, dass Deutschland an seiner Seite steht und keinerlei Angriffe auf Israel und auf Juden auf deutschen Straßen tolerieren wird - besonders jetzt, wenn Merkel geht.“
Die Kanzlerin will am Sonntag unter anderem Ministerpräsident Naftali Bennett, Präsident Izchak Herzog und Außenminister Jair Lapid zu Gesprächen in Jerusalem treffen. Merkel war bei der Bundestagswahl am 26. September nicht mehr angetreten.
Der öffentliche Diskurs in Deutschland werde weniger pro-israelisch und stärker antisemitisch, sagt Kantor. Sie verwies dabei auch auf die Alternative für Deutschland (AfD). „Sehr alarmierend waren die antisemitischen Angriffe nach [der Militäroperation] ‚Wächter der Mauern‘ im Mai. Wir haben eine neue Dimension von Attacken auf Juden in Deutschland gesehen.“
Kantor sagt, Merkel habe Geschichte geschrieben, als sie 2008 im israelischen Parlament Deutschlands historische Verantwortung für die Judenverfolgung als „Teil der Staatsräson meines Landes“ bezeichnete. Israels Sicherheit werde für sie „niemals verhandelbar“ sein, sagte die Kanzlerin damals. „Ich hoffe, die Führung, die sie ersetzen wird, wird sich auch so verpflichtet fühlen wie sie“, sagt Kantor.
Die Kanzlerin sei hoch angesehen in Israel, in allen politischen Lagern. „Da scheint es ein sehr einzigartiges Vertrauen zu geben, das sehr viel mit dieser einzigartigen Führungsperson zu tun hat“, sagt Kantor. „Wir haben verstanden, dass sie eine sehr wahre Freundin für die israelischen Juden und die Juden in Deutschland ist.“

dpa