9. März 2022: Treffen von Präsident Erdoğan und seinem israelischen Amtskollegen Herzog in Ankara (AA)
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Der israelische Präsident Isaac Herzog hat seinen zweitägigen Türkeibesuch angetreten. „Dieser historische Besuch wird ein neuer Wendepunkt in den türkisch-israelischen Beziehungen“, erklärte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan am Mittwoch bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem Amtskollegen. Mit Herzog besucht erstmals seit 2007 ein israelisches Staatsoberhaupt Ankara.

Laut Erdoğan ist das Wiederbeleben des politischen Dialogs das gemeinsame Ziel beider Staaten. „Es liegt in unserer Hand, zur erneuten Etablierung von Frieden und einer Kultur des Zusammenlebens in unserer Region beizutragen“, betonte das türkische Staatsoberhaupt. Eine bilaterale Kooperation und regionale Zusammenarbeit, die auf einer positiven Agenda basiere, würden den Umgang mit Meinungsunterschieden zwischen beiden Staaten erleichtern.

Auch der israelische Präsident Herzog unterstrich die Bedeutung des bilateralen Dialogs mit der Türkei. „Unser Ziel ist es, zum Fortschritt der freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren Ländern und Völkern beizutragen“, erklärte er. „Israel und die Türkei können und sollten zusammenarbeiten - das kann sich positiv auf die gesamte Region auswirken, die wir unser Zuhause nennen.“

9. März 2022: Präsident Erdoğan während der Pressekonferenz nach dem Treffen mit Herzog (AA)

Engere Kooperationen angekündigt Die bilateralen Beziehungen sollen in den kommenden Wochen und Monaten noch weiter intensiviert werden. Wie Erdoğan ankündigte, werden der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu und der Energieminister Fatih Dönmez Israel besuchen. „Ich bin davon überzeugt, dass die kommende Zeit bei den bilateralen Beziehungen neue Chancen hinsichtlich der regionalen Kooperation mit sich bringen wird“, so der türkische Präsident.

Herzog zeigte sich erfreut über den anstehenden Besuch der türkischen Minister. Das Treffen von Außenminister Çavuşoğlu mit seinem israelischen Amtskollegen im kommenden Monat werde den Dialog zwischen beiden Staaten fortführen.

Beide Seiten loten zudem laut Erdoğan die Möglichkeiten für eine weitere Zusammenarbeit aus. „Ich habe dem Herrn Präsidenten mitgeteilt, dass wir zur Kooperation bei Projekten in den Bereichen Energie und Energiesicherheit bereit sind“, informierte er. „Wir haben das Potenzial für wichtige Kooperationen in den Bereichen Tourismus, Wissenschaft, Technologie, Landwirtschaft, Gesundheit oder der Verteidigungsindustrie.“ Trotz der Pandemiebedingungen sei das bilaterale Handelsvolumen im letzten Jahr um 36 Prozent gestiegen und habe somit bei 8,5 Milliarden Dollar gelegen, fügte er hinzu.

9. März 2022: Der israelische Präsident Herzog während der Pressekonferenz nach dem Treffen (AA)

Auch Palästina und Jerusalem auf der Agenda
Bei dem Gespräch mit Herzog habe er auch die Themen Palästina und Jerusalem angesprochen, sagte Erdoğan vor Journalisten. „Ich habe die Bedeutung, die wir dem Schutz des historischen Status von Jerusalem und dem religiösen Geist sowie der Heiligkeit der Al-Aqsa-Moschee zuschreiben, betont.“ Zudem habe er die Relevanz der Zwei-Staaten-Lösung in der Region unterstrichen.

Auch eine Verbesserung der sozialen und finanziellen Lebensbedingungen der Palästinenser war laut Erdoğan ein wichtiges Gesprächsthema. Er habe bei dem Gespräch betont, dass Ankara Unterstützung für die Fortsetzung der Arbeit von Organisationen wie etwa dem Türkischen Roten Halbmond erwarte. Diese setzten sich für humanitäre Projekte für Palästinenser ein.
Verweise auf Geschichte türkisch-jüdischen Zusammenlebens
Bei der gemeinsamen Pressekonferenz sprach Erdoğan zudem das „jahrhundertelange friedliche Zusammenleben“ von Türken und Juden an. Gegenüber seinem israelischen Amtskollegen habe er im Gespräch den türkischen Standpunkt bekräftigt, gemäß dem Antisemitismus ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit sei. Die Türkei werde ihre „entschiedene und auf Prinzipien beruhende Haltung“ bei diesem Thema sowie zu Islamophobie, Xenophobie und Rassismus weiterhin beibehalten.

Auch der israelische Präsident verwies bei der Pressekonferenz auf die Geschichte des türkisch-jüdischen Zusammenlebens. „Eine Liste von bedeutsamen jüdischen Persönlichkeiten, die aus Rabbinern, Dichtern, Weisen oder Händlern besteht, ist ein Teil der jüdischen Geschichte dieses Landes.“

TRT Deutsch