Fahrettin Altun, Kommunikationsdirektor der Türkei. (TRT)
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Der türkische Kommunikationsdirektor Fahrettin Altun fordert die USA auf, die F-35-Kampfjets und Patriot-Verteidigungssysteme „ohne Vorbedingungen“ an die Türkei zu liefern. Informelle Vorschläge und Vorbedingungen würden die Beziehungen nicht verbessern, betont Altun in einem Meinungsartikel vom Mittwoch im Wall Street Journal.

Altun reagierte damit auf den Vorschlag von Paul Kolbe, einem ehemaligen CIA-Verantwortlichen und Ex-Leiter der Abteilung „Zentraleurasien“ im US-Geheimdienst. Kolbe hatte vergangene Woche in einem Meinungsartikel im Wall Street Journal vorgeschlagen, dass die Türkei ihr russisches S-400-Abwehrsystem an die Ukraine liefert und im Gegenzug wieder in das F-35-Kampfjet-Programm aufgenommen wird. Zudem könne so der Weg für den Erwerb der Patriot-Raketen geebnet werden.

Kolbes Vorschlag „unrealistisch“

Altun bezeichnet Kolbes Vorschlag als „ziemlich unrealistisch“. Dennoch biete diese Idee eine Gelegenheit, die Probleme zwischen dem Westen und der Türkei zu diskutieren. Die Türkei erwarte aber ein Entgegenkommen auf Augenhöhe.

Washington lehnt bis heute den Verkauf von Patriot-Verteidigungssystemen an die Türkei ab. Ankara hatte daher die russischen S-400-Systeme als Alternative erworben und war daraufhin vom F-35-Programm ausgeschlossen worden. Die USA begründen den Ausschluss mit Sicherheitsbedenken für die NATO. Ankara versichert seinerseits, dass die S-400 nicht in die NATO-Systeme integriert würden und daher keine Gefahr für verbündete darstellen. Zudem schlägt die Türkei eine Kommission zur Klärung der Sicherheitsfragen vor.

„Westen verwehrte Türkei Defensivwaffen“

Altun kritisiert hierbei Washingtons Darstellung der türkischen Entscheidung für den Kauf von Raketen aus russischer Produktion. US-Politiker erwähnen demnach nicht, dass Ankara zunächst an die USA herangetreten sei, um das Patriot-System zu erwerben. Ex-US-Präsident Donald Trump habe das während seiner Amtszeit ebenfalls zur Sprache gebracht.

Die Türkei erinnere sich noch gut daran, wie ihre Verbündete in einer der angespanntesten Phasen der türkisch-russischen Beziehungen die Patriot-Raketen aus dem Land abzogen. Zudem sei die Türkei einseitig aus dem F-35-Programm ausgeschlossen worden - ohne rechtliche Grundlage und ohne vorherige Absprache.

„Normale Beziehungen liegen in der Verantwortung des Westens“

Darüber hinaus hätten westliche Politiker versucht, die türkischen Verteidigungsbemühungen und die eingeleiteten Entwicklungen in der türkischen Rüstungsindustrie zu behindern. Ein bekanntes Beispiel sei das kanadische Waffenembargo, um die Herstellung von Drohnen in der Türkei zu stoppen. Altun wies darauf hin, dass die Türkei eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Ukraine gespielt habe, indem sie Bayraktar TB-2-Drohnen an Kiew verkauft habe.

Angesichts dieser Tatsachen liege es in der Verantwortung des Westens und insbesondere der USA, die Beziehungen zur Türkei zu normalisieren. Das Land sei seit 70 Jahren „ein verlässlicher NATO-Verbündeter und stabilisierender Akteur in kritischen Regionen“. Zuletzt habe die Ukraine-Krise die strategische Bedeutung der Türkei bewiesen.

TRT Deutsch