Archivbild. Die türkische und und die deutsche Flagge vor dem Kanzleramt (dpa)
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Die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das Jahr 2015, als rund 890.000 Migranten weitgehend unkontrolliert eingereist sind, als sehr herausfordernd in Erinnerung. „Die Situation damals war auch für mich bedrängend, weil ich wie alle anderen auch wusste, dass nicht dauerhaft täglich 10.000 Menschen nach Deutschland kommen können, sondern sowohl für die Zuflucht suchenden Menschen als auch für unser Land tatsächlich tragfähige Wege gefunden werden mussten“, sagte die frühere CDU-Chefin der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Schon sehr früh habe sie daher über eine Vereinbarung mit der Türkei nachgedacht, damit Menschen aus Syrien vor allem dort aufgenommen und versorgt werden können. „Doch dafür brauchte ich etwas Zeit.“ Merkel sagte, während dieser Zeit sei ihr stets bewusst gewesen, als Bundeskanzlerin politisch immer für alles verantwortlich zu sein, was passiert: „Sowohl für die guten Stunden, in denen die Flüchtlinge herzlich willkommen geheißen wurden, als auch die dunklen Stunden zum Beispiel der Silvesternacht auf der Kölner Domplatte, auf der ungeheuerliche Dinge stattfanden, an denen auch Flüchtlinge beteiligt waren - zusammen mit anderen, die schon länger hier lebten.“ Damals waren Hunderte Frauen und Passantinnen bestohlen, aber vor allem sexuell bedrängt, begrapscht und teilweise vergewaltigt worden. Migrationsfrage nur mit der Türkei lösbar Merkel betonte erneut, dass Deutschland die Migrationsfrage nicht alleine regeln könne, „jedenfalls nicht dauerhaft tragfähig, sondern - das liegt in der Natur dieses Themas - nur als ein Teil Europas und im konkreten Fall nur zusammen mit der Türkei“. Sie fügte an: „Dass das Abkommen mit der Türkei gelungen ist, ist für beide Seiten bis heute gut.“ Es erscheine ihr heute so sinnvoll wie damals. „Es hat viel dazu beigetragen, mehr Ordnung in die Migration zu bringen und der Türkei zu helfen, die Millionen syrischen Flüchtlinge dort menschenwürdig zu versorgen. Und es hat über Jahre die üblen Geschäfte von Schleppern und Schleusern durchkreuzt.“ Zu der neuen Fluchtroute von Migranten über Polen und Belarus nach Deutschland äußerte sich Merkel in dem Interview nicht. Knapp 4900 waren auf diesem Weg allein im Oktober gekommen - mehr als doppelt so viele wie im September.

dpa