Außenminister Heiko Maas auf einer Pressekonferenz  (dpa)
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Das Auswärtige Amt hat eine Rückholaktion für tausende Deutsche gestartet, die wegen Reisebeschränkungen in der Corona-Krise im Ausland festsitzen. Außenminister Heiko Maas kündigte in Berlin an, bis zu 50 Millionen Euro dafür zur Verfügung zu stellen. Vor allem gehe es um Urlauber in Marokko, der Dominikanischen Republik, den Philippinen, Ägypten und den Malediven. Der SPD-Politiker sprach von einer „Luftbrücke“. In den vergangenen Tagen hatten zahlreiche Länder wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus Grenzen dicht gemacht und Flugverbindungen gekappt. Da Deutschland inzwischen zu den Hauptrisikoländern gehört, sind deutsche Reisende besonders stark von den Einschränkungen betroffen.

Allein in Marokko soll es um eine höhere vierstellige Zahl gehen. Aber auch für Deutsche in der Türkei, auf den Philippinen, in Malta, Zypern, auf den Malediven oder in der Dominikanischen Republik gestaltet sich die Rückreise schwierig. Die deutschen Reiseveranstalter hatten erklärt, dass sie Pauschalurlauber zusammen mit dem Auswärtigen Amt zurückholen wollten, hatten aber noch keine Details genannt.

Das Auswärtige Amt hatte deswegen generell von nicht notwendigen Reisen ins Ausland abgeraten. Jetzt hat die Bundesregierung sogar eine weltweite Reisewarnung ausgesprochen. Ein solcher Schritt erfolgt nur bei einer Gefahr für Leib und Leben. In der Corona-Krise gab es bisher nur für die chinesische Ursprungsregion des Virus eine solche Warnung.

Coronakrise schränkt Alltag ein Unterdessen beschränkt sich das Leben in Deutschland wegen der Coronakrise oft völlig auf die eigenen vier Wände. Viele Geschäfte sollen geschlossen, Gottesdienste sowie Freizeitaktivitäten verboten werden. Das geht aus einem Beschluss der Bundesregierung und der Regierungschefs der Länder hervor, der von sofort an gilt. In Brüssel wird der geplante weitgehende Einreisestopp in die Europäische Union die EU-Staats- und Regierungschefs beschäftigen. Die Videokonferenz zur Coronavirus-Krise ist für Dienstag 17.00 Uhr vorgesehen. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hatte die Reisebeschränkungen vorgeschlagen und hofft auf Zustimmung der 27 EU-Staaten. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron zufolge solle Einreisen in die EU schon von Dienstagmittag an deutlich eingeschränkt werden. Darauf hätten sich die Mitgliedstaaten bereits geeinigt, sagte Macron in einer Fernsehansprache. Suche nach einer gemeinsamen Linie im Kampf gegen Ausbreitung Die EU-Länder suchen insgesamt weiter nach einer gemeinsamen Linie im Kampf gegen die Ausbreitung der neuen Krankheit Covid-19. EU-Ratschef Charles Michel nannte als Themen für den Videogipfel die Beschaffung von Schutzkleidung, die Forschung an Medikamenten und die Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Krise. Von der Leyen hatte auch gemeinsame Regeln für die Grenzüberwachung angemahnt. Reisen zwischen außereuropäischen Ländern und EU-Ländern sollen der Kommissionspräsidentin zufolge für zunächst 30 Tage ausgesetzt werden. Ausnahmen solle es für Nicht-EU-Bürger mit dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung, Angehörige von EU-Bürgern, Diplomaten, Ärzte, Krankenpfleger, Forscher und Experten geben. Auch Menschen, die wichtige Güter transportieren, und Pendler in Grenzregionen mit Arbeit in der EU würden von der Leyen zufolge ausgenommen. Gegen die wirtschaftlichen Folgen der Epidemie stemmen

Die EU-Finanzminister erklärten nach einer Videokonferenz, die Länder wollten sich mit allen verfügbaren Mitteln gegen die wirtschaftlichen Folgen der Epidemie stemmen. „Wir werden unsere Bürger und unsere Währung unter allen Umständen und mit allem schützen, was wir haben“, sagte Eurogruppen-Chef Mario Centeno. „Wir werden alles tun, was notwendig ist und noch mehr, um das Vertrauen wieder herzustellen.“ Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) warb für koordinierte Konjunkturprogramme in Europa, wenn das Virus eingedämmt sei und das Wirtschaftsleben wieder anlaufe. In vielen EU-Staaten sind inzwischen auch die Schulen geschlossen. Frankreich verhängte am Montag eine Ausgangssperre: Die Menschen dürfen ihre Häuser nur noch für Einkäufe, Arztbesuche und den Weg zur Arbeit verlassen, sagte Staatschef Macron. Sport sei mit Einschränkungen erlaubt. Noch ist der Grad der Ausbreitung des Coronavirus in der EU verschieden. Am härtesten betroffen ist immer noch Italien. Einfache Botschaft: „Testen, testen, testen“

Im Kampf gegen das Coronavirus müssen die Staaten nach Überzeugung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Zahl der Tests deutlich erhöhen. „Wir haben eine einfache Botschaft: Testen, testen, testen“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. „Man kann ein Feuer nicht mit verbundenen Augen bekämpfen.“ Um die Verbreitung des Coronavirus wirksam einzudämmen, sei es aber nötig, auch viel mehr zu testen und anschließend Infizierte und Kontaktpersonen wirksam zu isolieren. Erkrankte seien nach Abklingen der Symptome noch rund zwei Wochen infektiös. Es sei auch wichtig, dass alle Betreuungspersonen gerade in häuslicher Umgebung die Vorsichtsmaßnahmen strikt beachteten. Dazu gehöre Händewaschen. US-Präsident Donald Trump rief alle Amerikaner dazu auf, im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus Ansammlungen von mehr als zehn Menschen zu vermeiden. Trump stellte im Weißen Haus verschärfte Richtlinien vor. Darin wird empfohlen, nicht notwendige Reisen zu vermeiden und auf Besuche von Bars und Restaurants zu verzichten. Wo immer es möglich sei, sollten Menschen von zu Hause aus arbeiten und Kinder zu Hause unterrichtet werden. Europapokal-Wettbewerbe und die EM 2020 auf Prüfstand

Die Europäische Fußball-Union berät am Dienstag in einer Videokonferenz über die Folgen der Coronavirus-Pandemie. Auf dem Prüfstand stehen die derzeit ausgesetzten Europapokal-Wettbewerbe und die EM 2020. Das paneuropäische Turnier in zwölf Ländern soll eigentlich am 12. Juni beginnen. Diskutiert wird über mögliche Ersatztermine in diesem Winter oder im Sommer 2021. Finanzieller Schutzschirm für alle Krankenhäuser

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DGK) hat einen sofortigen finanziellen Schutzschirm für alle Krankenhäuser gefordert, damit Kliniken in der Corona-Krise nicht pleitegehen. „Die Kliniken, ob privat oder öffentlich, können sich nur dann konsequent auf die Behandlung von Corona-Patienten konzentrieren, wenn sie jetzt schnell die unbedingte Sicherheit erhalten, dass die Absagen anderer Behandlungen nicht zu Liquiditätsengpässen führen“, sagte Präsident Gerald Gaß. „Sonst stehen etliche Häuser sehr schnell vor der Insolvenz.“

dpa