Türkischer Präsident Erdoğan. Foto: AA (Others)
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Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat den Neinsagern am Sonntag einmal mehr gezeigt, dass es nie eine gute Idee ist, voreilig zu handeln. Schon gar nicht, wenn es um das demokratische Recht des Volkes geht, sein Staatsoberhaupt zu wählen.

„Ja, Erdoğans Regentschaft könnte an diesem Wochenende tatsächlich zu Ende gehen" – so lautete etwa eine Schlagzeile in einem Artikel von Foreign Policy. Dabei entstand der Eindruck, dass der Sieg der Opposition unausweichlich sei.

Viele westliche Nachrichtensender hätten absichtlich die Opposition als zukünftigen Sieger darstellen wollen, weil sie von dem charismatischen, erfolgreichen und hochgeschätzten Präsidenten von Türkiye besessen seien, sagte der politische Analyst Klaus Jürgens am Dienstag gegenüber TRT World. Jürgens zufolge habe Erdoğan alle Eigenschaften, die ihre eigenen Staatsoberhäupter nicht hätten.

Türkiye habe sich zu einem starken und respektierten Akteur auf regionaler und sogar globaler Ebene entwickelt, sagte Jürgens weiter. Das Land sei nicht mehr das Kind, das gelobt werde, solange es tut, was der Westen sagt. Die westlichen Medien stellten die Dinge absichtlich falsch dar, erklärte Jürgens.

„Der Westen liebt Marionettenregime“

Erdoğan sei dem Westen nicht unbedingt hörig, meint auch der französische Politologe Yasser Louati. „Der Westen liebt Marionettenregime. Er mag es, wenn sich ausländische Staatschefs seinen Interessen unterwerfen und seine Werte kopieren“, so Louati.

Unter Erdoğan habe Ankara nicht davor zurückgeschreckt, seine diplomatischen und militärischen Kräfte in der Region spielen zu lassen. Türkiye habe sich zu einem wichtigen Akteur entwickelt, der die Regierungen in den westlichen Hauptstädten bei vielen Themen, von Syrien über Libyen bis hin zum östlichen Mittelmeer, nicht selten vor den Kopf stoße.

Auch der ausgewogene Ansatz Türkiyes im Ukraine-Russland-Konflikt habe Brüssel verärgert. Man habe Ankara dazu bewegen wollen, die harten Wirtschaftssanktionen gegen Moskau mitzutragen. Dabei beziehe Türkiye über einen langfristigen Vertrag Erdgas aus Russland und empfängt jedes Jahr Millionen russischer Touristen.

Ein weiterer Beweis für Erdoğans politischen Scharfsinn sei das Getreideabkommen, so der Experte weiter. Mit dem von Türkiye vermittelten Getreide-Deal wird der Ukraine ermöglicht, ihre Agrarprodukte auf den Weltmarkt zu bringen. Gleichzeitig unterstützt Ankara weiterhin Kiew und erkennt dessen Recht auf die Krim an. Die Krim wurde 2014 illegal von Russland annektiert.

Dass sogar eine linke Zeitung wie „L'Humanite“ Erdoğans Sieg mit einem Sieg des sogenannten „islamischen Faschismus“ vergleicht, überrascht Louati. In der Rhetorik gingen viele westliche Medien so weit, Erdoğan für alles Schlechte in Türkiye verantwortlich zu machen, sagte er gegenüber TRT World.

Laut Louati würden die Premierminister Israels und Indiens nicht der gleichen Prüfung unterzogen: Dabei verfolgten sie im Gegensatz zu Erdoğan eine ethnisch-suprematistische Agenda. Diese Art der Berichterstattung mache die westlichen Medien unglaubwürdig, kritisiert der Politologe.

TRT Deutsch