19.02.2021, Frankreich, Paris: Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich, nimmt am virtuellen G7-Gipfel teil. (dpa)
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Französische Streitkräfte haben den algerischen Anwalt und Freiheitskämpfer Ali Boumendjel während des Unabhängigkeitskrieges seines Landes „gefoltert und ermordet“. Das räumte der französische Präsident Emmanuel Macron am Dienstag über sechs Jahrzehnte nach dem Tod des Algeriers ein, der bisher als Selbstmord verschleiert wurde.

Als Teil eines symbolischen Schritts, der die angespannten Beziehungen zu Algerien wieder aufbessern soll, empfing Emmanuel Macron am Dienstag vier Enkelkinder von Boumendjel im Elysee-Palast. In diesem Zusammenhang erklärte der französische Präsident öffentlich: „[Boumendjel] hat keinen Selbstmord begangen. Er wurde gefoltert und dann getötet.“

„Kein Verbrechen, keine Gräueltat, die von irgendjemandem während des Algerienkrieges begangen wurde, kann entschuldigt oder verschwiegen werden. Sie müssen mit Mut und Klarheit betrachtet werden, mit absolutem Respekt vor all jenen, deren Leben erschüttert und deren Schicksale zerrissen wurden“, fügte das französische Staatsoberhaupt hinzu.

Die offizielle Anerkennung der Ermordung Boumendjels folgt der Empfehlung eines Berichts des Historikers Benjamin Stora über die Erinnerung an die Kolonialisierung und den Algerienkrieg. Frankreich will Brücken bauen

Der von Macron 2019 in Auftrag gegebene und im Januar dieses Jahres vorgelegte Bericht sieht eine Reihe konkreter Schritte vor, „um Brücken zu bauen“ und „die lang anhaltenden Klagen und Forderungen“ des algerischen Volkes zu adressieren.

Boumendjels Witwe Malika hatte einen langen, harten Kampf geführt, um die Wahrheit über die Umstände des Todes ihres Mannes, ihres Vaters Belkacem Amrani, ihres Bruders Andre Amrani und ihres Freundes Selhi Mohand zu erfahren. Alle starben im Jahr 1957. Der Algerienkrieg dauerte vom 1. November 1954 bis zum 19. März 1962.

Die Fakten wurden teilweise im Jahr 2000 enthüllt, als der französische Armeegeneral und Chef des Geheimdienstes in Algerien, Paul Aussaresses, als erster hochrangiger Militär Frankreichs zugab, dass Folter ein „legitimes Mittel“ gewesen war. Seine Einheit operierte als „Todesschwadron“ im Algerienkrieg.

Aussaresses enthüllte auch, dass Boumendjel am 9. Februar 1957 von seinen Männern verhaftet, später getötet und von einem Gebäude geworfen wurde.

Die 132 Jahre andauernde Besetzung Algeriens endete 1962 mit einem brutalen Krieg. Historiker schätzen, dass fast 1,5 Millionen Algerier im Laufe des 8-jährigen Unabhängigkeitskampfes getötet wurden. Mehr dazu:Algeriens Kampf um die Unabhängigkeit hat nie geendet

TRT Deutsch