24.12.2020, Großbritannien, London: Boris Johnson, Premierminister von Großbritannien, spricht nach dem Durchbruch in den Brexit-Verhandlungen bei einer Pressekonferenz in der Downing Street. (dpa)
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In der Konservativen Partei des britischen Premierministers Boris Johnson sind einer unabhängigen Untersuchung zufolge anti-muslimische Ansichten verbreitet. Auch an Johnson übte der Bericht in diesem Zusammenhang Kritik.

So hatte der heutige Regierungschef im August 2018 - damals noch als einfaches Parlamentsmitglied - Burka tragende Frauen als „Briefkästen“ und „Bankräuber“ bezeichnet. Seine Kommentare erweckten den Eindruck, die Torys seien „unsensibel gegenüber muslimischen Gemeinschaften“, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Report.
„Wir haben Hinweise auf Diskriminierung gefunden, und obwohl das Problem nicht systembedingt ist, muss die Partei jetzt handeln, um es auszurotten“, sagt Swaran Singh von der Universität Warwick, der die Studie geleitet hat. Die Untersuchung war 2019 während des damaligen Rennens um die Parteiführung in Auftrag gegeben worden. Johnson hatte sich damals gegen alle Gegenkandidaten durchgesetzt.
Singh sagte, gerade die Parteiführung müsse mit gutem Beispiel vorangehen. Zwischen 2015 und 2020 seien bei den Torys, die rund 200.000 Mitglieder zählen, 1418 Beschwerden zu 727 Vorfällen mutmaßlicher Diskriminierung eingegangen. Mehr als zwei Drittel davon stünden in Bezug zum Islam. Zudem sei das Beschwerdeverfahren zu umständlich und müsse überarbeitet werden, hieß es in der Bilanz zu der Untersuchung. Generalsekretärin Amanda Milling sagte, die Partei akzeptiere den Bericht und entschuldige sich „bei allen, die durch das diskriminierende Verhalten anderer verletzt wurden“.

dpa