11.03.2021, Japan, Tokio: Yoshihide Suga, Premierminister von Japan, hält seine Rede vor dem Altar für die Opfer des Erdbebens und Tsunamis vom 11. März 2011 bei der nationalen Gedenkfeier. (dpa)
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Mit stillem Gedenken, Gebeten, Blumen und auch vielen Tränen haben Menschen in Japan der Opfer der verheerenden Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe vor zehn Jahren gedacht. Um 14.46 Uhr Ortszeit (6.46 Uhr MEZ) legten die Menschen am Donnerstag bei einer staatlichen Gedenkzeremonie in Tokio sowie an anderen Orten eine Schweigeminute ein. Zu dem Zeitpunkt hatte am 11. März 2011 das Beben die Region Tohoku im Nordosten erschüttert.

Eine gigantische Flutwelle bäumte sich damals an der Pazifikküste auf und walzte alles nieder: Ganze Städte, Dörfer und riesige Anbauflächen versanken in den Wasser- und Schlammmassen. Rund 20.000 Menschen riss die Flut in den Tod. In Fukushima kam es im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi zu einem Super-Gau. Er wurde in aller Welt zum Sinnbild der „3/11“ genannten Dreifach-Katastrophe als Folge von Erdbeben, Tsunami und Atomunfall – auch wenn keiner der Todesfälle auf die Strahlung zurückgeführt wird.

Rund 2500 der Opfer gelten offiziell weiter als vermisst. Polizisten, die Küstenwache und Freiwillige setzten die Suche nach ihren Überresten am Jahrestag der Katastrophe fort, denn für Japaner können die Seelen nicht eher ruhen.

Der Wiederaufbau der Region trete jetzt in die letzte Phase, erklärte Japans Ministerpräsident Yoshihide Suga während einer Gedenkfeier im Nationaltheater von Tokio, die wegen der Corona-Pandemie kleiner ausfiel. Es war die letzte zentrale staatliche Gedenkfeier in dieser Form. Der Staat werde die Unterstützung für die Katastrophenregion fortsetzen und bemühe sich um schnelle Rückkehr der Bewohner in dem vom Super-Gau betroffenen Gebieten, sagte Suga.

Von den 470.000 Menschen, die zwischenzeitlich wegen der Dreifach-Katastrophe fliehen mussten, leben noch immer rund 41.000 Menschen entwurzelt, die meisten davon aus Fukushima. Denn noch immer sind dort manche Gegenden um die Atomruine herum wegen hoher Strahlung eine Sperrzone.

Olympische Spiele sollen den Wiederaufbau verdeutlichen

Ungeachtet dessen soll in zwei Wochen in Fukushima der Fackellauf für die Olympischen Spiele beginnen. Die Regierung will sie nutzen, um der Welt den Wiederaufbau zu zeigen. Doch für viele Überlebende ist der noch lange nicht beendet. Rund 2000 Betroffene sind weiter in Behelfsunterkünften untergebracht.

Kaiser Naruhito sagte bei der Gedenkveranstaltung in Tokio, dass sein Herz angesichts der Opfer schmerze. Er rief jeden Bürger dazu auf, den Überlebenden beizustehen, damit sie möglichst schnell wieder ein friedliches Alltagsleben führen können. Niemand dürfe «in dieser schwierigen Situation» alleingelassen werden, mahnte der Monarch.

Unterdessen berichtete der japanische Fernsehsender NHK von weiteren Problemen in der Atomruine Fukushima. Der Wasserpegel im Untergeschoss des zerstörten Reaktors 3 sei aus noch ungeklärter Ursache gestiegen. Dies deutet auf mögliche neue Schäden durch ein schweres Erdbeben hin, das erst kürzlich die Unglücksregion erneut erschüttert hatte. Rund 4000 Arbeiter sind weiterhin tagtäglich in der Atomruine mit den Bergungsarbeiten beschäftigt. Bis zu 40 Jahre wird es nach amtlichen Angaben dauern, bis die Anlage stillgelegt ist, doch halten Kritiker diesen Zeitrahmen für viel zu optimistisch.

dpa