Nahe der Hafenstadt Odessa im Süden der Ukraine ist ein Massengrab entdeckt worden, das offenbar aus der Stalin-Ära stammt. (Reuters)
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In der Ukraine sind die Überreste tausender möglicher Opfer der Stalin-Ära entdeckt worden. Nach Behördenangaben vom Mittwoch wurden nahe Odessa im Süden des Landes in mehr als zwei Dutzend Gräbern die Knochen von 5000 bis 8000 Menschen gefunden. Die Zahl könne noch steigen, da die Ausgrabungsarbeiten noch andauerten, sagte Sergij Guzaljuk, Regionalleiter des ukrainischen Instituts für nationales Gedenken.

Der Experte geht davon aus, dass es sich um die Gebeine von Menschen handelt, die zwischen 1937 und 1939 von der sowjetischen Geheimpolizei NKWD hingerichtet wurden. Es handele sich um eines der größten bisher in der Ukraine entdeckten Massengräber und sei bei Vorarbeiten zum Ausbau des Flughafengeländes in Odessa entdeckt worden, sagte Guzaljuk weiter. In der Gegend seien bereits in den vergangenen Jahren Massengräber gefunden worden. Laut Guzaljuk ist die Identifikation der Opfer unmöglich, da die Dokumente aus der Zeit des sowjetischen Diktators Josef Stalin in Moskau lagerten. „Diese Dokumente werden uns unter der aktuellen Regierung in Russland niemals ausgehändigt werden“, sagte er. Nachdem Russland 2014 die Krim annektiert hatte, hatten sich die Beziehungen zwischen Russland und der Ukraine stark verschlechtert. Nach Schätzungen ukrainischer Historiker wurden in dieser Phase der kommunistischen Ära hunderttausende Ukrainer in Zwangsarbeitslagern (Gulags) eingesperrt oder hingerichtet. Zudem starben Millionen von Ukrainern während der großen Hungersnot 1932 und 1933, die Stalin durch die erzwungene Kollektivierung der Landwirtschaft ausgelöst hatte. Die Ukraine betrachtet dies als organisierten Völkermord.

AFP