Frachtschiffe im ukrainischen Hafen von Odessa (Reuters)
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Die Regierung von Türkiye drängt auf eine rasche schriftliche Fixierung der Vereinbarung über die Wiederaufnahme der ukrainischen Getreideexporte aus der Schwarzmeerregion. In der vergangenen Woche wurde eine solche mündlich in den Vierergesprächen zwischen Russland, der Ukraine, Türkiye und den Vereinten Nationen in Istanbul erzielt. Präsident Recep Tayyip Erdoğan machte deutlich, dass er eine schriftliche Fixierung noch in dieser Woche erwarte.

Lösung könnte Preisdruck auf Weltmarkt lindern

„Bei den Gesprächen in Istanbul wurde in der vergangenen Woche eine Einigung über die Grundzüge des Prozesses im Rahmen des UN-Plans erzielt“, erläuterte Erdoğan am Mittwoch gegenüber Reportern auf dem Rückflug von Teheran. „Jetzt wollen wir diese Vereinbarung in einem schriftlichen Dokument festhalten.“

Der Präsident fügte hinzu: „Wir hoffen, dass der Plan in den kommenden Tagen umgesetzt werden kann.“ In Teheran fand das siebente Gipfeltreffen der Staatschefs des Astana-Formats statt. Präsident Erdoğan hatte die Gelegenheit jedoch auch zu einem Vier-Augen-Gespräch mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin genutzt.

Ankara hatte am Montag erklärt, dass ein Treffen zwischen den vier Parteien „wahrscheinlich“ noch in dieser Woche stattfinden werde. Der Ukraine-Konflikt hat die Preise für Getreide, Speiseöl, Treibstoff und Düngemittel in die Höhe schnellen lassen und eine weltweite Nahrungsmittelkrise ausgelöst.

Krieg verschärfte Nahrungsmittelkrise erheblich

Nach Beginn der russischen Militäroffensive in der Ukraine am 24. Februar und der Blockade der ukrainischen Häfen kamen die Exporte zum Erliegen. Dies hatte zur Folge, dass Dutzende von Schiffen und etwa 20 Millionen Tonnen Getreides in den Silos des Schwarzmeerhafens Odessa festsitzen.

Moskau hat die Verantwortung für die Verschärfung der Nahrungsmittelkrise zurückgewiesen. Vielmehr hätten die westlichen Sanktionen eine abschreckende Wirkung auf viele Länder, was zu einer Verlangsamung der eigenen Nahrungsmittel- und Düngemittelausfuhren geführt habe. Zudem habe die Ukraine ihre eigenen Schwarzmeerhäfen vermint.

Die Ukraine und Russland sind weltweit bedeutsame Weizenlieferanten, zudem ist Russland auch ein wichtiger Düngemittel-Exporteur. Die Ukraine spielt zudem als Produktionsland von Mais und Sonnenblumenöl eine erhebliche Rolle auf dem Weltmarkt.

UN-General Guterres bemüht sich aus dem Urlaub um Lösung

Vor den Gesprächen vor einer Woche sagten Diplomaten, dass Details des Plans unter anderem darin bestehen, dass ukrainische Schiffe Getreideschiffe durch verminte Hafengewässer ein- und auslaufen lassen. Russland stimmt einem Waffenstillstand zu, während die Transporte vonstattengehen. Türkiye würde - mit Unterstützung der Vereinten Nationen - die Schiffe inspizieren, um die russischen Befürchtungen über Waffenschmuggel zu zerstreuen.

Während sich UN-Generalsekretär Antonio Guterres im Urlaub befindet, habe er in dieser Angelegenheit „den ganzen Tag telefoniert“ und mit verschiedenen Politikern gesprochen, sagte der stellvertretende UN-Sprecher Farhan Haq am Mittwoch. Er lehnte es ab, zu sagen, mit wem Guterres gesprochen hat.

„Er versucht, so viele Fortschritte wie möglich zu machen“, sagte Haq, ohne weitere Details zu nennen. Guterres sagte letzte Woche zu Reportern: „Ich bin optimistisch, aber es ist noch nicht ganz fertig.“

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TRT Deutsch