Kronprinz Mohammed bin Salman (AFP)
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An nur einem Tag hat Saudi-Arabien mehr Menschen hingerichtet als im gesamten vergangenen Jahr. Nach Berichten der Staatsmedien wurden am Samstag 81 Menschen wegen Terrorismusvorwürfen hingerichtet. Laut amtlicher Nachrichtenagentur SPA hatten sie Verbindungen zur "Daesh, Al-Kaida, den Huthis und anderen terroristischen Organisationen". Menschenrechtsaktivisten verurteilten das Vorgehen der Behörden in der Golfmonarchie.

Es handelt sich um die höchste je gemeldete Zahl von Hinrichtungen an nur einem Tag in Saudi-Arabien. Im gesamten vergangenen Jahr wurden in dem Golfstaat 69 Todesurteile vollstreckt. In diesem Jahr wurden nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP bis Freitag elf Menschen hingerichtet. Verurteilten wurden „mehrere abscheuliche Verbrechen“ vorgeworfen

Nach Angaben von SPA waren 73 der am Samstag Hingerichteten saudiarabische Staatsbürger, sieben waren Jemeniten und einer war Syrer. Alle 81 seien von saudiarabischen Gerichten wegen „mehrerer abscheulicher Verbrechen“ verurteilt worden. Demnach hätten sie Anschläge auf wichtige Einrichtungen oder Mitglieder der Sicherheitskräfte geplant und Waffen ins Land geschmuggelt. Sie seien für den Tod von Zivilisten und Sicherheitskräften verantwortlich.

Saudi-Arabien führt eine Militärkoalition an, die gegen die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen kämpft. In den vergangenen Monaten hatte es mehrfach Angriffe der Huthi-Rebellen in Saudi-Arabien gegeben.

Saudi-Arabien steht seit langem wegen einer der höchsten Hinrichtungsraten der Welt und seines undurchsichtigen Justizsystems in der Kritik. Menschenrechtsgruppe kritisiert Kronprinz bin Salman

„Erst vergangene Woche sagte Kronprinz (Mohammed bin Salman) vor Journalisten, er wolle das saudiarabische Strafrechtssystem modernisieren, nur um dann die größte Massenhinrichtung in der Geschichte des Landes anzuordnen“, erklärte die in Großbritannien ansässige Menschenrechtsgruppe Reprieve.

In den vergangenen Jahren hat Saudi-Arabien eine Reihe von Reformen im Strafvollzug angekündigt, darunter ein Moratorium für die Todesstrafe bei Drogendelikten und die Abschaffung der Auspeitschung durch Gerichte. Im April 2020 kündigte das Königreich außerdem die Abschaffung der Todesstrafe für Menschen an, die für Verbrechen verurteilt wurden, die sie im Alter von unter 18 Jahren begangen haben.

Ein hungerstreikender Todeskandidat wurde am Samstag nach Angaben von Reprieve und Verwandten nach einem Zusammenbruch ins Krankenhaus gebracht. Abdullah al-Howaiti war 14 Jahre alt, als er 2017 wegen bewaffneten Raubüberfalls und Tötung eines Polizeibeamten verhaftet wurde. 2019 wurde er zum Tode verurteilt, vergangenen Monat wurde das Urteil in einem Wiederaufnahmeverfahren bestätigt.

AFP