In Myanmar sind nach Medienangaben 19 Menschen zum Tode verurteilt worden. Sie sollen im Zusammenhang mit der Tötung des Angehörigen eines Militärs schuldig gesprochen worden sein, zitierte am Freitagabend der militäreigene Sender Myawaddy TV eine Junta-Mitteilung. 17 der Verurteilten seien noch auf der Flucht. Der Vorfall ereignete sich demnach am offiziellen Gedenktag der Armee am 27. März im unter Kriegsrecht stehenden Stadtteil North Okkalapa in Yangon. Anwohnern und örtlichen Medien zufolge handelte es sich bei den Verurteilten um Zivilisten, die gegen den Militärputsch gegen Regierungschefin Aung San Suu Kyi protestiert hatten. Am den Tag hatte die Militärgewalt in Myanmar mit mehr als 100 Toten ihren bisherigen Höhepunkt erreicht. Junta-Angehörige und Polizisten sollen bei landesweiten Protesten mit scharfer Munition und gezielten Kopfschüssen gegen unbewaffnete Zivilisten vorgegangen sein. „An dem Tag haben sie Menschen in unserem Stadtteil getötet und Schüsse in die Häuser von Zivilisten abgefeuert“ sagte Min Min, ein Einwohner North Okkalapas am Samstag. Vor dem jetzigen Todesurteil habe das Militär den Leichnam eines Angehörigen gefunden, sei in die Stadtteile gegangen und habe dafür Menschen verhaftet, warf er der Militärführung vor. „Aber sie können uns töten, wie es ihnen gefällt, und nach den Gesetzen regieren, die ihnen passen.“ Am Freitag hatte die Junta von Plänen gesprochen, den von ihr verhängten einjährigen Ausnahmezustand in dem Krisenland „um sechs Monate oder länger“ auszudehnen, wie ihr Sprecher Zaw Min Tun in einem Interview des US-Senders CNN sagte. Gleichzeitig versicherte er, dass „freie und faire Wahlen“ organisiert würden, wie es von der Verfassung vorgegeben sei. „Die demokratischen Standards in Myanmar werden aber nicht die gleichen sein wie in westlichen Ländern.“ Die Militärgewalt bezeichnete er als Reaktion auf Krawalle von Demonstranten. Nach neuer Gewalt gegen Protestierende am Freitag berichteten Medien von Dutzenden Toten in der Stadt Bago. Auch am Samstag gingen landesweit Protestierende auf die Straßen. Angaben zu Opfern gab es zunächst nicht.
UNO wird angesichts der anhaltenden Gewalt zum Handeln aufgefordert
Angesichts der anhaltenden Gewalt gegen Demonstranten in Myanmar werden die Rufe nach einem Eingreifen der Vereinten Nationen lauter: Die USA riefen den UN-Sicherheitsrat am Freitag auf, rasch zu handeln, um „das Leben der myanmarischen Bürger zu retten“. Myanmars Botschafter bei der UNO, Kyaw Moe Tun, forderte Maßnahmen wie ein Waffenembargo gegen die Militärjunta. Das Militär verwehrte indessen der UN-Sondergesandten für Myanmar, Christine Schraner Burgener, einen Besuch in dem Land.
Am 20. April soll ein Sondergipfel der Asean-Staaten stattfinden, zu denen unter anderem Myanmars Nachbarland Thailand und Indonesien gehören. Wie aus diplomatischen Kreisen verlautete, könnte das Treffen in Jakarta stattfinden. Die Asean-Gruppe hatte zuletzt ungewöhnlich scharfe Kritik an der Junta geübt. Beobachtern zufolge ist das Bündnis angesichts der Krise jedoch tief gespalten.
Das südostasiatische Land befindet sich seit dem 1. Februar in Aufruhr, als die Armee die De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi festnahm und die Macht an sich riss. Trotz des zuletzt massiven Einsatzes von Gewalt gegen Demonstranten gehen weiterhin zahlreiche Menschen in Myanmar auf die Straße.