Kanada: Mahnmal für indigene Kinder (dpa)
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Nach der Entdeckung von hunderten anonymen Gräbern auf dem Gelände von ehemaligen Internaten für indigene Kinder in Kanada haben hunderte Demonstranten eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle gefordert. Die Menschen versammelten sich am Samstag (Ortszeit) zu Protesten auf dem Parlamentshügel in Ottawa. „Indigene Völker benötigen Wahrheit und Gerechtigkeit", schrieb die Abgeordnete Mumilaaq Qaqqaq von der linksgerichteten NDP-Partei bei Instagram. Sie und ein weiterer NDP-Abgeordneter hatten zu der Demonstration aufgerufen. Die Partei fordert die Einsetzung eines Sonderstaatsanwalts und eine „unabhängige Untersuchung der Verbrechen Kanadas gegen indigene Völker unter Anwesenheit internationaler Beobachter". Qaqqaq rief den kanadischen Premierminister Justin Trudeau und Justizminister David Lametti auf, „keine Ausreden mehr zu suchen".

„Das sind keine Unfälle, das sind keine Tragödien“ Die Menschen seien schockiert über die Anzahl der gefundenen Gräber. „Das sind keine Unfälle, das sind keine Tragödien, das steht sinnbildlich für eine Politik, die auf die Vernichtung eines Volkes abzielte“​, sagte der NDP-Politiker Charlie Angus dem Sender CBC. Seit Ende Mai wurden mehr als tausend anonyme Gräber in der Nähe ehemaliger Internatsschulen für indigene Kinder gefunden. In Kanada waren seit 1874 rund 150.000 Kinder von Ureinwohnern und gemischten Paaren von ihren Familien und ihrer Kultur getrennt und in kirchliche Heime gesteckt worden, um sie so zur Anpassung an die weiße Mehrheitsgesellschaft zu zwingen. Viele von ihnen wurden in den Heimen misshandelt oder sexuell missbraucht. Nach bisherigen Angaben starben mindestens 4000 dieser Kinder, viele von ihnen an Tuberkulose. Die letzten dieser Schulen schlossen erst in den 90er Jahren.

AFP