Verletzte Palästinenser warten warten auf medizinische Versorgung im Al-Shifa Krankenhaus, nachdem sie im Ahli Arab Krankenhaus im Gazastreifen bei einem Luftangriff verletzt wurden. / Photo: DPA (dpa)
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Nach dem Angriff auf ein Krankenhaus im Gazastreifen mit mutmaßlich Hunderten von Toten und Verletzten wächst die Sorge vor einer Eskalation des Konflikts im Nahen Osten. Während die Gesundheitsbehörde im Gazastreifen sowie auch mehrere arabische Staaten Israel die Verantwortung für den Luftangriff gaben, wies die israelische Armee dies zurück. Die Ereignisse lösten weltweit Proteste aus.

UN-Generalsekretär fordert Feuerpause

UN-Generalsekretär António Guterres forderte eine Feuerpause. „Ich rufe zu einer sofortigen Feuerpause auf, um genug Zeit und Platz bereitzustellen, damit meine beiden Aufrufe realisiert und das epische menschliche Leid gelindert werden kann“, sagte er am Mittwoch in Peking. Damit meinte er seine Forderung an die Hamas, Geiseln freizulassen, und an Israel, humanitäre Hilfe in Gaza zuzulassen.

Guterres reist angesichts der Gewalteskalation nach Kairo. Dort will er sich laut UN-Angaben ab Donnerstag unter anderem mit Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi treffen, um eine Öffnung des Grenzübergangs Rafah von der Sinai-Halbinsel nach Gaza zu erwirken.

Biden will in Israel „harte Fragen“ stellen

Biden reagierte bestürzt auf den Luftangriff in das Krankenhaus in Gaza. Er sei „empört und zutiefst betrübt“, hieß es in einer Stellungnahme. Bei seinem Besuch in Tel Aviv will der US-Präsident „harte Fragen“ stellen, wie der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung, John Kirby, am Dienstagabend (Ortszeit) auf dem Flug nach Tel Aviv erklärte. Biden wolle von den Israelis ein Gefühl für die Situation vor Ort bekommen, mehr über ihre Ziele und Pläne in den kommenden Tagen und Wochen hören.

Im Anschluss an seinen Kurzbesuch in Israel wollte Biden ursprünglich nach Jordanien, um mit dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas, Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi und Jordaniens König Abdullah II. zusammenzukommen. Jordanien sagte das Treffen jedoch kurzfristig ab. Es werde erst dann stattfinden, wenn es eine Einigung gebe, den Krieg zu beenden und „diese Massaker“ zu stoppen, sagte Außenminister Aiman al-Safadi dem jordanischen TV-Sender Al-Mamlaka.

Scholz jetzt in Ägypten

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) traf bereits in der Nacht zum Mittwoch aus Israel kommend in der ägyptischen Hauptstadt ein, nachdem sich der Abflug wegen Raketenalarms verzögert hatte. Am Morgen will Scholz Ägyptens Staatschef treffen. Am selben Tag soll sich der Weltsicherheitsrat mit dem Luftangriff beschäftigen.

„Nichts kann einen Angriff auf ein Krankenhaus rechtfertigen“

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wies unterdessen die Verantwortung für den Luftangriff zurück. „Die ganze Welt sollte es wissen: Es waren barbarische Terroristen in Gaza, die das Krankenhaus in Gaza angegriffen haben“, sagte Netanjahu am Dienstag.

Das Gesundheitsministerium im Gazastreifen hatte dagegen mitgeteilt, dass bei einem israelischen Luftangriff auf das Krankenhaus „mehrere Hundert“ Menschen getötet und verletzt worden seien. Eine genaue Zahl wurde dabei nicht genannt.

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, forderte eine lückenlose Aufklärung. Er rief die Staaten mit Einfluss in der Region auf, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die Ereignisse dort zum Ende zu bringen. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte den Luftangriff. „Nichts kann einen Angriff auf ein Krankenhaus rechtfertigen“, schrieb er auf X.

Erdoğan verurteilt gezielte Angriffe auf Zivilisten

Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan ruft die internationale Gemeinschaft dazu auf, Israel daran zu hindern, weitere Verbrechen gegen Zivilisten zu begehen. Er betont, dass Zivilisten und Frauen gezielt angegriffen werden und dass dies Barbarei darstellt und jedem humanitären Wert widerspricht, den sie hochhalten. Erdoğan appelliert und erklärt: 'Israel muss sofort aufhören, Massaker an zivilen Zielen zu begehen. Die Einschüchterung des palästinensischen Volkes durch Angst, Hunger und Bomben muss aufhören. Das Bombardieren von Gaza muss aufhören. Die Welt muss aufwachen und diesem Blutvergießen ein Ende setzen.

Arabische Welt verurteilt Angriff auf Krankenhaus

Saudi-Arabien verurteilte das „abscheuliche Verbrechen“ aufs Schärfste - und machte Israel dafür verantwortlich, wie aus einer Erklärung des saudischen Außenministeriums hervorging. Riad verurteile die „anhaltenden Angriffe der israelischen Besatzung“auf Zivilisten. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) gaben Israel die Schuld. Marokko verurteilte die „Bombardierung“ der Klinik „durch israelische Streitkräfte“ ebenso „aufs Schärfste“. Zivilisten müssten „von allen Parteien geschützt“ werden. Auch Bahrain schloss sich der Kritik am „israelischen Bombenanschlag“ an.

Im Libanon strömten in den südlichen Vororten von Beirut Augenzeugen zufolge Hunderte Menschen auf die Straßen, um die israelischen Angriffe zu verurteilen. Auch im Iran versammelten sich im Stadtzentrum Teherans zahlreiche Menschen, um gegen die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen zu protestieren, wie Videos der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA zeigten. Die Regierung erklärte Mittwoch zum Trauertag. Irans Außenamtssprecher verurteilte den Angriff aufs Schärfste und machte Israel für den Angriff auf das Krankenhaus verantwortlich.

Proteste gegen Israel

In Amman versammelten sich viele Demonstranten vor der israelischen Botschaft, wie die jordanische Nachrichtenagentur Petra am Dienstagabend meldete. Auch vor dem israelischen Konsulat im türkischen Istanbul versammelten sich zahlreiche Demonstranten. Sie schwenkten palästinensische Flaggen und zeigten Solidarität mit den Palästinensern in Gaza. Israel forderte derweil seine Staatsbürger zum Verlassen von Türkiye auf.

Ein ranghoher Vertreter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) forderte die Einstellung der andauernden israelischen Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen. Es sei jetzt dringend nötig, medizinisches Material und andere lebensnotwendige Güter über die bislang geschlossene Grenze zwischen Ägypten und dem Küstengebiet zu bringen, sagte WHO-Notfallkoordinator Mike Ryan am Dienstagabend in Genf.

TRT Deutsch und Agenturen