Das chinesische Unternehmen Huawei hat US-Sanktionen zum Trotz erfolgreich einen eigenen 7-Nanometer-Prozessor für Smartphones entwickelt. / Photo: Reuters (Reuters)
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von Ibrahim Altiparmak

Das chinesische Unternehmen Huawei hat erfolgreich einen eigenen 7-Nanometer-Prozessor für Smartphones entwickelt. Der Kirin 9000s Chip, hergestellt von Semiconductor Manufacturing International Corp (SMIC), treibt das neu eingeführte Huawei Mate 60 Pro und das Falthandy Huawei Mate X5 an. Dieser technologische Durchbruch unterstreicht die Fortschritte, die China in Richtung eines eigenständigen Chip-Ökosystems macht. Die Markteinführung des Chips in China hat erhebliche Aufmerksamkeit erregt. Die Einführung fiel dabei zeitlich mit dem Besuch der US-Handelsministerin Gina Raimondo in China zusammen.

Huawei will mit Mate 60 Pro Zeichen gegen US-Sanktionen setzen

Obwohl die USA Huawei seit 2019 den Zugang zu fortschrittlichen Chip-Herstellungstechnologien verweigern, plant das Unternehmen laut Analysten, bis Ende des Jahres in die 5G-Smartphone-Industrie zurückzukehren. Der Technologiekonzern setzt dabei auf Fortschritte im eigenen Halbleiterdesign und die Zusammenarbeit mit SMIC. Die USA hatten Huawei wegen mutmaßlicher geheimdienstlicher Verbindungen zur Kommunistischen Partei Chinas (KPCh), Patentverletzungen und Know-how-Diebstahls sowie der Beteiligung an Menschenrechtsverletzungen im Land ins Visier genommen.

Kirin 9000s Vorbote für Veränderungen in der globalen Halbleiterindustrie?

Die Entwicklung des Kirin 9000s Chips könnte auf eine Aufspaltung der Halbleiterindustrie in zwei dominierende Lager, nämlich die USA und China, hindeuten. Diese Entwicklung birgt Risiken für die Stabilität der globalen Lieferkette und könnte zu höheren Verbraucherpreisen führen. Besonders seit der Chipkrise während der Corona-Pandemie betonen Experten und Politiker die Notwendigkeit, die Produktion zu diversifizieren, um die Abhängigkeit von einigen wenigen Ländern bei diesen wichtigen Produkten zu verringern.

EU und Deutschland investieren mit TSMC und Intel in eigene Anlagen

Auch die Europäische Union und Deutschland setzen verstärkt auf Subventionen, um einen Teil der internationalen Chipproduktion nach Europa zu holen. Im Juli verabschiedete das EU-Parlament ein Gesetz, das bis zu 43 Milliarden Euro für die Chipindustrie mobilisieren soll. Der taiwanesische Chiphersteller TSMC will seine erste europäische Fabrik in Dresden bauen. Auch der US-Chipriese Intel hat im vergangenen Jahr hohe Milliardeninvestitionen in Forschungs- und Produktionsstätten in der EU zugesagt. Ein erstes Werk soll im polnischen Breslau entstehen.

USA könnten mit verschärfte Sanktionen reagieren

Angesichts dieser Entwicklungen könnten die USA härtere Sanktionen gegen China erwägen, was den bereits bestehenden Technologiekrieg zwischen den beiden Nationen weiter anheizen würde. Huaweis Produktvorstellung könnte das US-Handelsministerium zum Handeln veranlassen und zu einer verstärkten Debatte über die Wirksamkeit von Sanktionen führen. Berichten zufolge diskutiert der Kongress bereits über schärfere Technologiesanktionen im Wettbewerbsgesetz gegen China.

Experten raten zur nüchternen Analyse des Huawei-Produkts

Obwohl die Smartphone- und Mobilfunksparte von Huawei den US-Sanktionen zu trotzen scheint, könnten sich Lieferketten- und Kapazitätsprobleme als großes Hindernis erweisen. Einige Experten bezweifeln, dass die Chipausbeute des Herstellers SMIC ausreichend ist. Gerüchten zufolge liegt die Ausbeute bei weniger als 50 Prozent, während der Industriestandard bei 90 Prozent oder mehr liegt. Dies würde die Produktion und Verfügbarkeit des Mate 60 Pro erheblich einschränken. Der schnelle Ausverkauf der Geräte mit dem neuen Prozessor könnte ein Anzeichen dafür sein.

Staaten mobilisieren Milliardeninvestitionen für Halbleiterindustrie

Die Zukunft wird zeigen, ob Huawei seine Position im Markt wiedererlangen kann. Die KPCh will derweil weiterhin Milliardensubventionen zur Förderung der Autarkie in der Chipindustrie bereitstellen. Berichten zufolge will Peking demnächst einen neuen Investitionsfonds für den Chipsektor auflegen, der über 40 Milliarden Dollar schwer sein soll. das über 40 Milliarden Dollar schwer sein soll. Die Bemühungen der EU und Deutschlands, in diesem Bereich Fuß zu fassen, unterstreichen die Bedeutung dieses Themas.

TRT Deutsch