29.10.2023, Israel, Tel Aviv: Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel, nimmt an einer Pressekonferenz in der Militärbasis Kirya in der Nähe der israelischen Hauptstadt teil. / Photo: DPA (dpa)
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Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat eine längere Feuerpause im Gazastreifen vorerst ausgeschlossen. „Ohne die Freilassung der Geiseln wird es keine allgemeine Feuerpause im Gazastreifen geben“, sagte Netanjahu am Montag (Ortszeit) dem US-Fernsehsender ABC. „Was taktische Pausen angeht - eine Stunde hier, eine Stunde dort - können wir die Umstände prüfen, um humanitäre Güter hineinzubringen und einzelne Geiseln herauszubringen. Aber ich glaube nicht, dass es eine generelle Feuerpause geben wird.“

Zuvor hatte Israels Regierungschef bereits mit US-Präsident Joe Biden über zeitlich begrenzte Feuerpausen im Gaza-Krieg gesprochen. Sie hätten die Möglichkeit „taktischer Pausen“ erörtert, um der Zivilbevölkerung eine Fluchtmöglichkeit aus dem Kampfgebiete zu geben und humanitäre Hilfe für die Menschen im Gazastreifen bereitzustellen und um die Befreiung weiterer Geiseln zu ermöglichen, teilte das Weiße Haus nach dem Telefonat am Montag mit. Mindestens 240 Menschen - darunter auch US-Bürger - werden weiterhin von der im Gazastreifen herrschenden Hamas festgehalten.

Eine allgemeine Waffenruhe, so die Einschätzung Netanjahus, würde den Zielen des israelischen Krieges entgegenstehen. Diese würden ihre „Bemühungen behindern, unsere Geiseln zu befreien“. Denn das Einzige, „was diese Kriminellen der Hamas verstehen, ist der militärische Druck, den wir ausüben“, sagte er im ABC-Interview.

Humanitäre Krise im Gazastreifen

Israel hatte zuletzt die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom gestoppt und zugleich massive Luftangriffe gestartet. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein. Humanitäre Hilfslieferungen werden seit Wochen von Israel behindert. UN-Organisationen bezeichnen die humanitäre Lage vor Ort als katastrophal.

Israel nahm den Vergeltungsschlag der palästinensischen Organisation Hamas am 7. Oktober als Vorwand, um seine Belagerung des Gazastreifens enger zu schnüren und einen Vernichtungskrieg zu starten. Ultrarechte Politiker der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zitieren als Rechtfertigung immer wieder Verse aus dem Alten Testament. Erklärtes Ziel der israelischen Angriffe ist die Hamas, doch es wurden bisher Tausende Zivilisten getötet.

Nach Angaben der Behörden in Gaza wurden dort seit dem 7. Oktober mehr als 10.000 Menschen getötet, darunter rund 4800 Kinder und mindestens 2055 Frauen.

TRT Deutsch und Agenturen