Einfahrt zum Flughafen von Erbil, Irak.  (AA)
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Nach einem Raketenangriff auf die nordirakische Stadt Erbil mit einem Toten und mehreren Verletzten wächst die Sorge vor weiterer Gewalt gegen US-Truppen. US-Außenminister Antony Blinken sprach von einem „rücksichtslosen Akt der Gewalt“. Das Innenministerium der kurdischen Autonomieverwaltung (KRG) in Erbil erklärte am Dienstag, es habe gemeinsam mit der von den USA angeführten internationalen Koalition Ermittlungen aufgenommen.
Bei dem Angriff am Vorabend sei ein ziviler Auftragnehmer getötet worden, teilte der Sprecher des Bündnisses über Twitter mit. Es handele sich dabei nicht um einen US-Amerikaner. Acht weitere Zivilisten sowie ein US-Militärangehöriger wurden demnach verletzt.

Insgesamt seien 14 Raketen abgeschossen worden, hieß es weiter. Drei seien am Flughafen von Erbil eingeschlagen. Auf Bildern in den sozialen Medien ist zu sehen, wie eine der Raketen in einem Wohngebiet nahe einer befahrenen Hauptstraße explodiert. Das KRG-Innenministerium teilte mit, außerhalb Erbils sei eine Raketenabschussrampe auf einem Fahrzeug gefunden worden.
Eine weitgehend unbekannte Gruppe mit dem Namen „Brigaden der Hüter des Bluts“ reklamierte den Angriff in den sozialen Medien für sich. Sie soll den Iran-treuen schiitischen Milizen im Irak nahestehen. Für die Echtheit des Bekenntnisses gab es zunächst keine Bestätigung. Eine Gruppe mit diesem Namen hatte schon früher die Verantwortung für Angriffe auf US-Truppen übernommen, zuletzt im Süden des Irak.
In den vergangenen Monaten waren die US-Armee und die stark gesicherte Grüne Zone im Zentrum der Hauptstadt Bagdad, wo die US-Botschaft liegt, mehrfach beschossen worden. Washington macht dafür Iran-treue Milizen verantwortlich, die im Irak großen Einfluss besitzen und einen Abzug der US-Truppen erreichen wollen. Die Spannungen zwischen den USA und dem Iran erreichten vor rund einem Jahr ihren Höhepunkt, nachdem der iranische Top-General Qassem Soleimani bei einem US-Angriff in Bagdad getötet worden war. Pro-iranischen Milizen drohten Washington danach mit Vergeltung.
Deutsche Soldaten wurden nach Angaben der Bundeswehr bei dem Angriff in Erbil nicht verletzt. Diese unterstützen als Teil der US-geführten internationalen Koalition die lokalen irakischen Sicherheitskräfte im Kampf gegen Daesh. So bildete die Bundeswehr in Erbil unter anderem Peschmerga-Kämpfer aus.
Die Türkei verurteilte den Raketenangriff auf Erbil. Der Vorfall habe erneut gezeigt, dass die Existenz jeder Art von Terrororganisation auf irakischem Boden inakzeptabel sei, erklärte das Außenministerium. „Wir sprechen der Bevölkerung von Erbil, der KRG, der irakischen Regierung und den Mitgliedern der internationalen Koalition gegen DEASH, zu der auch wir gehören, unser Beileid und unsere Genesungswünsche aus“, heißt es in der türkischen Erklärung weiter.
Türkische Truppen hatten in der vergangenen Woche im Norden Iraks eine Militäroperation gestartet, die sich gegen die Terrororganisation PKK richtete. Diese hat Stellungen in der Region. Ihr Hauptquartier liegt in den nordirakischen Kandil-Bergen.
In ihrer mehr als 40-jährigen Terrorkampagne gegen die Türkei ist die PKK – von der Türkei, den USA und der EU als Terrororganisation gelistet – für den Tod von 40.000 Menschen verantwortlich, darunter Frauen und Kinder. Mehr zum Thema: USA machen „PKK-Terroristen“ für Hinrichtung von 13 Türken verantwortlich




dpa