Muhammad Ali in München, kurz vor dem Kampf gegen Richard Dunn 1976. (dpa)
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Vor 80 Jahren kam die womöglich größte Boxlegende aller Zeiten, Muhammad Ali, auf die Welt. Seine Fans gedenken seiner nicht nur wegen seines Talents im Ring, sondern auch wegen seiner Persönlichkeit und seines Kampfes gegen Rassismus und Diskriminierung. Ali wurde am 17. Januar 1942 als Cassius Marcellus Clay Jr. in Louisville, Kentucky, geboren. Er wuchs in einer afroamerikanischen Familie in Armut und in einer Zeit schwerer Rassentrennung auf. Benannt wurde Ali, genau wie sein Vater auch, nach Cassius Marcellus Clay, einem US-Politiker und Gegner der Sklaverei. Schon in seinen jungen Jahren soll Ali einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn gehabt haben und eine Kämpfernatur gewesen sein. Diesen Eigenschaften verdankte er laut Biographen auch seine Boxer-Karriere. Im Alter von 12 Jahren wurde sein Fahrrad gestohlen. Wutentbrannt erklärte Ali auf der Polizeiwache, er wolle den Dieb ausfindig machen und „verprügeln“. Einer der Beamten auf der Wache war Joe E. Martin, der zudem Box-Trainer war. Dieser soll das Feuer in Ali gesehen und ihm geraten haben, sich als Boxer zu versuchen. Für den jungen Ali war sein Gerechtigkeitssinn und seine Wut stets ein Antrieb: 1955 verwüstete er mit einem Freund einen Bahnhof. Der rassistische Mord an dem Jugendlichen Emmett Till soll der Auslöser dafür gewesen sein. Martin trainierte Ali und lenkte diese wilde Energie in den Sport. Ali gewann in mehreren regionalen Turnieren die Golden Gloves für Amateure und siegte in fast all seinen Kämpfen. Er brach einen Rekord, indem er 161 von 167 Amateurkämpfen in seiner Karriere gewann. Eine ähnliche Quote sollte er auch als Profi-Boxer beibehalten. Bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom folgte sein erster internationaler Erfolg. Ali gewann mit Martin die Goldmedaille im Halbschwergewicht. Ali wirft seine Goldmedaille in den Ohio River Nach seiner Rückkehr aus Rom warf Ali seine Goldmedaille in den Ohio River. Laut seiner Autobiografie soll der ausgezeichnete US-Boxer in einem Restaurant wegen seiner Hautfarbe nicht bedient worden sein. Mit dem Entsorgen der Goldmedaille wollte er ein deutliches Zeichen gegen die institutionalisierte Rassendiskriminierung setzen. Ali bestritt seinen ersten Profikampf 1960 kurz nach den Olympischen Spielen und konnte seinen ersten Profi-Widersacher Tunney Hunsaker in einem beeindruckenden Kampf besiegen. Viele weitere Siege sollten folgen. Er gewann in den ersten drei Jahren seiner professionellen Box-Karriere 15 seiner ersten 19 Kämpfe durch K. o. – mit seinem Erfolg stieg auch seine Popularität. Bei der Schwergewicht-Box-Weltmeisterschaft stand Ali am 25. Februar 1964 Sonny Liston gegenüber. Er besiegte Liston in der siebten Runde und gewann damit im Alter von nur 22 Jahren seinen ersten Titel im Schwergewicht. In seinen 61 Profikämpfen musste er sich lediglich fünf Mal geschlagen geben. 37 seiner 56 Siege erreichte Ali sogar durch einen K. o. Es folgten zwei weitere Champions-Ehrungen im Schwergewicht. Muhammad Ali wurde damit zum ersten dreifachen Box-Weltmeister im Schwergewicht. Konversion zum Islam und Ablegen seines „Sklavennamens“ Im Jahr 1964 verkündete Ali als jüngster Schwergewichtsboxer der Welt kurz nach seinem Sieg über Liston, dass er zum Islam konvertiert sei. Eine Sensation in den USA, die bis dato politisch weiß und christlich dominiert sind. Später machte der Profi auch seine Verbindungen zur Organisation „Nation of Islam“ öffentlich. Dort traf er auch den muslimischen Menschenrechtsaktivisten und seinen späteren Freund Malcolm X, der ihn äußerst prägte. Bis 1975 bekannte sich der Boxer zur afroamerikanischen politischen Bewegung. In dieser Zeit wurde Ali immer politischer. Er entledigte sich seines „Sklavennamens“ und nahm den Namen Muhammad Ali an. Während des Vietnamkriegs geriet er erneut in die Schlagzeilen. Diesmal jedoch nicht wegen seiner Box-Erfolge, sondern wegen seiner öffentlichen Kritik am Engagement der USA in dem südostasiatischen Land. Er verweigerte den Wehrdienst und verkündete: „Ich habe keinen Streit mit den Vietcong.“ Kein Vietnamese habe ihn jemals „Neger“ genannt. Er wolle für kein rassistisches Land kämpfen, dass nur ein weiteres armes Land überfallen wolle. Die Folgen seines Aktivismus waren schwer: Sein Weltmeistertitel wurde ihm aberkannt. Er wurde zudem zu fünf Jahren Gefängnis, einer Geldstrafe von 10.000 Dollar und zu einer mehr als dreijährigen Sperre für den Boxsport verurteilt. Erst 1971 gewann er ein Berufungsverfahren vor dem Obersten Gerichtshof der USA. Im Jahr 1981 beendete er schließlich seine Boxer-Karriere. Die Parkinson-Krankheit und sein Ableben Muhammad Ali war der berühmteste Boxer der Welt und ein Superstar. Diesen Einfluss machte er sich zu nutzen. So traf er sich etwa mit dem ehemaligen irakischen Präsidenten Saddam Hussein, um die Freilassung von 15 amerikanischen Geiseln während des Golfkriegs 1991 auszuhandeln. 1996 offenbarte der Champion der ganzen Welt seinen Zustand. Trotz seiner Parkinson-Krankheit entzündete er bei den Olympischen Spielen in Atlanta mit zitternden Händen das olympische Feuer und inspirierte damit zahlreiche Menschen. Als UN-Botschafter für den Frieden besuchte Ali 2002 in einer dreitägigen Mission die afghanische Hauptstadt Kabul, um auf die Aktivitäten der Vereinten Nationen in diesem Land aufmerksam zu machen und für den Frieden zu werben. Ali, der viermal verheiratet und Vater von mehreren Kindern war, starb am 3. Juni 2016 im Alter von 74 Jahren in einem Krankenhaus in Phoenix, Arizona. Der Boxer erlag schließlich seinem langen Kampf gegen die Parkinson-Krankheit. Die Trauerfeier für den legendären Boxer und Aktivisten glich regelrecht einem Staatsbegräbnis. Er hinterließ unzählige Fans, die ihn bewunderten und ihm nachtrauerten – egal ob Schwarz oder Weiß, Muslim, Christ oder Atheist. Eins hatte er auch mit seinem Ableben geschafft: Menschen vereint.

TRT Deutsch und Agenturen