Ägyptens Ex-Machthaber Husni Mubarak  (dpa)
Folgen

Ägyptens früherer Langzeit-Machthaber Husni Mubarak ist tot. Er starb im Alter von 91 Jahren, wie das ägyptische Präsidialamt am Dienstag mitteilte. Mubarak stand fast 30 Jahre an der Spitze des bevölkerungsreichsten Landes der arabischen Welt.

Fast 30 Jahre verbrachte Mubarak im Präsidialpalast - so lange wie kein anderer Präsident Ägyptens. Und ohne Hunderttausende von Demonstranten, die 2011 auf dem Tahrir-Platz in der Hauptstadt Kairo, in Alexandria und Suez tagelang Parolen gegen den Staatschef schrien, wäre er vermutlich noch bis zu seinem Tod an der Macht geblieben. Doch während der arabischen Aufstände wurde er gestürzt. Am Dienstag - nach Jahren in einer Militärklinik - starb der 91-Jährige schließlich als freier Mann.

Mubarak hatte für einen Offizier aus der Provinz eine beeindruckende Karriere hingelegt. 1928 als Sohn eines Beamten im Nildelta geboren, arbeitete er sich schnell durch die Hierarchieebenen der mächtigen Armee. Doch nach drei Jahrzehnten an der Spitze des Staates jagte sein Volk ihn 2011 mit Schimpf und Schande davon. Zumindest erlebte er aber seinen endgültigen Freispruch: Ägyptens oberstes Gericht urteilte im März 2017, dass er nicht am Tod von 800 Demonstranten bei den Aufständen mitschuldig sei. „Das ist nicht passiert“, hatte er dem Richter lapidar gesagt. Mubarak zeigte bis zuletzt keine Reue. Sein moderater Kurs und seine ständigen Bemühungen als Vermittler im Nahost-Konflikt machten Mubarak einst zu einem verlässlichen Partner für den Westen. Dafür drückten die Verbündeten in den USA und Europa auch gerne ein Auge zu, wenn sich die Führung in Kairo Menschenrechtsverletzungen, Wahlmanipulation und andere undemokratische Praktiken zuschulden kommen ließ. Wie seine Vorgänger Gamal Abdel Nasser und Anwar al-Sadat gelangte auch Mubarak, der im Krieg gegen Israel 1973 die Luftwaffe befehligte, über eine militärische Karriere an die Spitze des Staates. 1975 ernannte ihn Sadat zum Vizepräsidenten. Daher fiel Mubarak nach dessen Ermordung 1981 das höchste Staatsamt zu. Mit großer Beharrlichkeit baute Mubarak seine Macht aus. Anders als Nasser und Sadat hatte der Karriere-Militär, der Bürokratie, Routine und klare Kommando-Strukturen gewohnt war, nach Einschätzung von Historikern aber keine Visionen für sein Land. An dem von Sadat geschlossenen Friedensvertrag mit Israel hielt Mubarak fest, obgleich das Verhältnis zwischen beiden Staaten immer kühl blieb. In den 1980er-Jahren gelang es Mubarak, die Führungsrolle Ägyptens in der Region zurückzuerobern, die durch den von anderen arabischen Staaten als „Verrat“ geschmähten Friedensschluss Sadats mit Israel verloren gegangen war. Mubarak war etwa 20 Jahre lang unangefochten der einflussreichste Staatschef der Region. Erst in seinen letzten Regierungsjahren machte ihm der noch ältere - und inzwischen ebenfalls gestorbene - saudische König Abdullah diesen Platz streitig. Im Golfkrieg zur Vertreibung der Iraker aus Kuwait stand Mubarak 1991 aufseiten der US-geführten Allianz. Gegen den Irak-Krieg von 2003 protestierte er sehr moderat. Innenpolitisch fuhr Mubarak einen Zickzack-Kurs. Gegen islamistische Extremisten, die in den 1990er Jahren Intellektuelle, ausländische Touristen, koptische Christen und Staatsdiener töteten, ging er mit harter Hand vor. Vor allem in den ärmeren Vierteln von Kairo ließ er die Polizei und den Geheimdienst jeden festnehmen, der auch nur im Verdacht stand, mit Extremisten zu sympathisieren. Später machte Mubarak aber große Zugeständnisse an die weniger radikalen Extremisten, deren Einfluss in der Bevölkerung kontinuierlich zunahm. Sein Nachfolger bei der ersten demokratischen Wahl wurde 2012 Mohammed Mursi von den Muslimbrüdern. Dieser wurde ein Jahr später von der Armee unter General Abdel Fattah al-Sisi abgesetzt. Al-Sisi wurde selbst Machthaber und verfolgt die Muslimbrüder - ob moderat oder radikal - als Terroristen mit voller Härte. Ende 2018 sagte Mubarak vor Gericht gegen Mursi aus, der 2019 überraschend im Gerichtssaal verstarb. Nach Jahren in Gefangenschaft und einer Verurteilung wegen Korruption war Mubarak bis zu seinem Tod kein großes Thema mehr in den Teestuben und Cafés des Landes. Nun wird er noch einmal die Titelseiten beherrschen wie früher. Es gilt aber als eher unwahrscheinlich, dass Machthaber Al-Sisi ihm die letzte Ehre erweisen wird. Auch ein Staatsbegräbnis für Mubarak, der länger Präsident war als jeder andere Regierungschef am Nil, ist schwer vorstellbar. Doch eins wird Genugtuung für Mubarak gewesen sein: in Freiheit sterben zu können.

dpa