29.08.2021, Berlin: Eine Bankkundin steckt ihre Girokarte in einen Geldautomaten. (dpa)
Folgen

Weniger Fälle, weniger Schaden: Der Datenklau an Geldautomaten in Deutschland wird immer mehr zum Auslaufmodell. Von Januar bis einschließlich November des laufenden Jahres summierte sich der Bruttoschaden infolge des Ausspähens von Kartendaten und Geheimnummer (PIN) auf gerade noch 330.000 Euro, wie die Frankfurter Einrichtung Euro Kartensysteme auf Anfrage mitteilte. In den ersten elf Monaten 2020 hatte der Schaden infolge solcher „Skimming“-Fälle bei etwas mehr als einer Million Euro gelegen, im Gesamtjahr 2020 waren es rund 1,06 Millionen Euro. Der englische Begriff „Skimming“ bedeutet „abschöpfen“ oder „absahnen“. Schäden seit Jahren rückläufig Die Schadenssumme sinkt seit Jahren: 2019 hatten sich die Schäden infolge des Ausspähens von Daten von Bankkunden in Deutschland noch auf etwas mehr als 1,4 Millionen Euro belaufen. Im Jahr 2013 waren es 11,3 Millionen Euro, 2012 und 2011 sogar jeweils 34 Millionen Euro. Den rückläufigen Trend erklärt die Finanzbranche vor allem damit, dass massiv in Sicherheit investiert wurden. So setzt Deutschland seit Jahren auf die EMV-Technik. Dabei sind Bezahlkarten mit einer Art Mini-Computer ausgestattet, die Karte wird bei jedem Gebrauch auf Echtheit geprüft. Weltweit gibt es nur noch wenige Länder, in denen Bezahlkarten mit relativ leicht kopierbaren Magnetstreifen ausgerüstet und Lesegeräte im Handel auf Magnetstreifen ausgelegt sind. Im Grunde können Kriminelle nur dort gefälschte Karten auf Basis von in Deutschland geklauten Daten zum Einkaufen nutzen. „Skimming ist für die Betrüger nicht mehr interessant“ „Das Geschäftsmodell Skimming ist für die Betrüger nicht mehr interessant“, folgert Margit Schneider von Euro Kartensysteme. „Allzu oft treffen sie nun auch im außereuropäischen Ausland auf EMV-fähige Geldautomaten und Terminals, an denen Kartenfälschungen ohne EMV-Chip nicht mehr eingesetzt werden können.“ Um illegal an Daten von Bankkarten zu kommen, manipulieren Kriminelle zum Beispiel den Schlitz am Geldautomaten - oder sie versuchen, über gefälschte Türöffner an die Daten zu gelangen. Mitunter wird die Eingabe der PIN auch mit Mini-Kameras gefilmt oder über einen gefälschten Tastaturaufsatz gespeichert. Auf diese Weise manipulierten Kriminelle in Deutschland von Januar bis einschließlich November 2021 nach Angaben von Euro Kartensysteme 116 Mal Geldautomaten. Im Vorjahreszeitraum hatte es bundesweit 134 solcher „Skimming“-Fälle gegeben, im Gesamtjahr 2020 waren es 152. Dabei können einzelne Automaten mehrfach angegriffen worden sein. Mit Abstand meisten Fälle im laufenden Jahr in Bayern Die mit Abstand meisten Fälle wurden im laufenden Jahr in Bayern gezählt (55). Eine zweistellige Zahl an Skimming-Angriffen auf Geldautomaten gab es den Angaben nach außerdem in Baden-Württemberg (26), Niedersachsen (13) und Hessen (11). Kartendubletten auf Grundlage von hierzulande gestohlenen Daten wurden vor allem in den USA (78 Prozent Schadensanteil) eingesetzt, außerdem in Indien (11 Prozent). Dank internationaler Abkommen kann sich die hiesige Kreditwirtschaft inzwischen fast die gesamte Schadenssumme zurückholen. Denn für Schäden aus betrügerischen Geschäften mit geklauten Kartendaten müssen jeweils die Länder mit den niedrigsten Sicherheitsstandards aufkommen. Verbraucher in Deutschland, die Opfer von Skimming geworden sind, müssen normalerweise keinen finanziellen Nachteil fürchten. In der Regel ersetzen Geldinstitute solche Schäden - vorausgesetzt, die Kunden sind sorgfältig mit ihrer Bankkarte und PIN umgegangen. Automatensprengungen haben Hochkonjunktur Während der Datenklau an Geldautomaten rückläufig ist, haben Automatensprengungen Hochkonjunktur: Im Jahr 2020 stieg die Zahl solcher Angriffe auf Geldautomaten in Deutschland zum Vorjahr um fast ein Fünftel von 349 auf 414. Dies war nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) der höchste Wert seit Beginn der statistischen Erfassung im Jahr 2005. In den meisten Fällen (256) blieb es demnach aber beim Versuch. Insgesamt erbeuteten die Täter nach BKA-Angaben 17,1 Millionen Euro. Zudem richteten sie mit ihrer rabiaten Methode der illegalen Geldbeschaffung zudem Sachschaden im mittleren zweistelligen Millionenbereich an. In die Millionen gehen auch die Schäden durch Diebstahl oder Verlust von Zahlungskarten. Hierbei registrierte Euro Kartensysteme von Januar bis einschließlich November des laufenden Jahres eine Steigerung auf 12 505 Fälle (Vorjahreszeitraum: 9682). Der Bruttoschaden durch Verlust und Diebstahl von Karten stieg von rund 14,2 Millionen Euro auf gut 16,4 Millionen Euro. Viele Verbraucher machen es Kriminellen leicht, weil sie trotz aller Warnungen Karte und PIN zusammen im Geldbeutel aufbewahren.

dpa