Archivbild. 30.01.2014, Berlin: Das Wachbataillon der Bundeswehr wartet am Verteidigungsministerium in Berlin auf den Verteidigungsminister von Israel. (dpa)
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Das Bundesverteidigungsministerium geht wegen Rechtsextremismus-Verdachts gegen Angehörige des Wachbataillons der Bundeswehr vor. Eine besonders auffällige Kompanie sei aus dem Protokollardienst des Bataillons „herausgenommen“ worden, und deren Vorgesetzte würden vorerst von ihren Funktionen entbunden, sagte ein Ministeriumssprecher am Freitag.

„Abartige Trink- und Aufnahmerituale“

Der Fall, der den Anstoß zu dieser Maßnahme gegeben hat, stehe in einem „rechtsextremen Kontext“. Zudem gehe es um „ziemlich abartige Trink- und Aufnahmerituale“ und „sexualisierte Gewalt“. Mutmaßlich involviert seien mehrere Dutzend Soldaten.

Die berichteten Vorfälle „beschämen uns alle zutiefst“, sagte der Sprecher. Für die Soldatinnen und Soldaten sei derartiges Fehlverhalten in der Truppe „schwer erträglich“. Eine militärische Gemeinschaft sei „immer und in besonderem Maße auf Zusammenhalt“ angewiesen. Wer sich extremistisch und menschenfeindlich äußere, greife diese Solidargemeinschaft an.

Die Bundeswehr werde deshalb „alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen“, um die Schuldigen aus der Truppe „zu entfernen“. Die aktuellen Ermittlungen seien nach „Meldungen aus dem Kameradinnenkreis“ aufgenommen worden, sagte der Ministeriumssprecher.
Soldaten mit ausländischen Wurzeln rassistisch beleidigt?

Das rund 1000 Mitglieder umfassende Wachbataillon gilt eigentlich als Aushängeschild der Bundeswehr. Ihm obliegen protokollarische Ehrendienste etwa bei Staatsbesuchen und beim Zapfenstreich, zudem ist es für die Sicherung der Dienstsitze der Bundesregierung zuständig. In der Öffentlichkeit werde das Bataillon „durch zahlreiche Auftritte im Rahmen der militärischen Ehren als Repräsentantin der Bundesregierung wahrgenommen“, heißt es auf der Internetseite des Verteidigungsministeriums.

Nach Informationen des „Spiegel“ hatte ein Zeuge konkret beschrieben, dass sich innerhalb der zweiten Kompanie des Wachbataillons eine völkische und teils rechtsextreme Gruppe von mindestens sechs Soldaten gebildet habe, die sich selbst als „Wolfsrudel“ bezeichnen soll.

Der Anführer der Gruppe soll demnach andere Soldaten mit ausländischen Wurzeln rassistisch beschimpft haben. Zudem soll ein Oberstabsgefreiter ein T-Shirt mit einer schwarzen Sonne und der Aufschrift „Sonnenstudio 88“ getragen haben. Auf der Rückseite prangte laut der Aussage der Schriftzug „Wir sind braun“. Die Zahl 88 wird in rechtsextremen Kreisen als Surrogat für den verbotenen Hitlergruß benutzt.

AFP