Die Whistleblowerin Sayragul Sauytbay erhält den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis. Die Aktivistin stehe „exemplarisch für das Schicksal ethnoreligiöser Minderheiten in China“, erklärte Nürnbergs Oberbürgermeister König (CSU). (dpa)
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Die Whistleblowerin Sayragul Sauytbay erhält den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis. Die Aktivistin stehe „exemplarisch für das Schicksal ethnoreligiöser Minderheiten in China“, erklärte Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) am Montag. „Sie berichtet über das streng geheime Innenleben der Lager und Pekings langfristige Pläne zur Unterwanderung und Unterwerfung auch der westlichen Demokratie“, betonte König.

Die muslimische Kasachin und ehemalige Staatsbeamtin war gezwungen worden, monatelang in einem geheimen Umerziehungslager im uigurischen Autonomiegebiet Xinjiang als Lehrerin zu unterrichten. Inzwischen lebt die 44-Jährige mit ihrer Familie in Schweden und spricht öffentlich über die brutale Unterdrückung muslimischer Minderheiten in China. Sauytbay berichtete über Folter, Gehirnwäsche, Sklavenarbeit und Tötungen. Die Whistleblowerin wirft der Kommunistischen Partei Chinas vor, sich „faschistischer Methoden“ zu bedienen, um die turkstämmigen Muslime im Land zu unterdrücken.

Nach Schätzung von Menschenrechtsorganisationen werden rund eine Million Menschen der uigurischen, kasachischen und anderen Minderheiten in chinesischen Lagern festgehalten. Folter und medizinische Experimente sind dort laut Sauytbay an der Tagesordnung. In ihrem Buch „Die Kronzeugin“ berichtet sie über den Alltag im Lager und ihre Flucht.

Preis soll Sauytbay „nötigen Schutz“ bieten

Die Jury hoffe, dass die Öffentlichkeit des Preises Sayragul Sauytbay „den nötigen Schutz bietet, ihre Arbeit in Sicherheit fortzusetzen“, sagte König. Die Verleihung soll wegen der Corona-Pandemie erst am 15. Mai 2022 im Nürnberger Opernhaus stattfinden.

Die Stadt vergibt den mit 15.000 Euro dotierten Preis alle zwei Jahre an Personen, die sich zum Teil unter erheblichen Risiken für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. Er ist laut Satzung ein Symbol, dass in der ehemaligen Stadt der nationalsozialistischen Reichsparteitage „in Gegenwart und Zukunft nur noch Signale des Friedens und der Völkerverständigung ausgehen“.


Mehrere Länder hatten jüngst beschlossen, die Unterdrückung von Uiguren und weiteren Völkern in den uigurischen Autonomiegebieten in China als Genozid einzustufen, darunter Kanada und die Niederlande. Nach der Entscheidung des kanadischen und niederländischen Parlaments hatte auch die Bundesregierung scharfe Kritik an der chinesischen Regierung geübt. Sowohl die Trump-Regierung als auch die Biden-Regierung bezeichneten die aktuelle Politik Pekings als Völkermord.

TRT Deutsch und Agenturen