Symbolbild: Kölner Dom (dpa)
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Der Kirchenrechtler Thomas Schüller hat den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki zur Veröffentlichung des von ihm in Auftrag gegebenen Missbrauch-Gutachtens aufgefordert. „Kardinal Woelki wäre gut beraten, das Münchener Gutachten zeitnah der Öffentlichkeit bekannt zu machen“, sagte der Münsteraner Professor am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. „Allerdings erweckt das Erzbistum Köln mit seinem Kardinal an der Spitze im Moment eher den Eindruck einer Wagenburgmentalität und schottet sich ab. Dies wird diesem Erzbistum dauerhaften Schaden zufügen.“

Woelki hatte eine Münchner Kanzlei damit beauftragt, den Umgang des Erzbistums mit sexualisierter Gewalt zu untersuchen. In dem erstellten Gutachten sollten auf Woelkis ausdrücklichen Wunsch hin auch die Namen derjenigen genannt werden, die dafür verantwortlich waren, „dass Vorfälle von sexuellem Missbrauch gegebenenfalls vertuscht oder nicht konsequent geahndet wurden“. Im März sollte das Gutachten der Presse vorgestellt werden. Doch kurz vor dem angekündigten Termin machte Woelki einen Rückzieher, weil es rechtliche Bedenken gebe. Einen neuen Termin für die Veröffentlichung gibt es bisher nicht. Bekannt geworden ist bereits, dass die Münchner Juristen die Rolle des früheren Personalchefs im Erzbistum Köln, Stefan Heße, kritisch beurteilen. Heße ist heute Erzbischof von Hamburg.

„Erzbischof Heße wird angesichts der offenkundigen Sachlage persönlich einschätzen können, ob er mit dieser gravierenden Belastung aus seiner Kölner Zeit als Personalchef auf Dauer Erzbischof der Hamburger Diözese bleiben kann“, sagte Schüller. „Die Vergangenheit holt ihn heute ein, anderen amtierenden Bischöfen wird es in Zukunft ähnlich ergehen.“

Die Bischöfe müssten sich ihrer Verantwortung stellen. „Der kaum noch zu stoppende Glaubwürdigkeitsverlust der katholischen Kirche wird weiter Fahrt aufnehmen und zu einem rasenden Legitimationszerfall ungeahnten Ausmaßes führen, wenn Bischöfe nicht die persönliche Verantwortung für das übernehmen, was sie in ihrem beruflichen Leben getan beziehungsweise unterlassen haben“, warnte Schüller. Ohne eine solche „Kultur der Übernahme von Verantwortung“ verliere die katholische Kirche jegliche moralische Autorität.

dpa