Symbolbild: Rechtsextremer Aufmarsch (AP)
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Während Plattformen wie YouTube im Regelfall schnell Musik mit rechtsextremistischen und volksverhetzenden Inhalten identifizieren und löschen, sind auf der weniger bekannten Plattform „Soundcloud“ zahlreiche einschlägige Inhalte frei zugänglich. Wie der „NDR“ berichtet, gehören auch Bundeswehrsoldaten zu deren Hörergemeinde. Der Militärische Abschirmdienst (MAD) habe darob nun Ermittlungen eingeleitet.

Schnittmengen zwischen „Landser“- und NSU-Umfeld

Recherchen der öffentlich-rechtlichen Medienanstalt zufolge unterhält beispielsweise der in Vorpommern stationierte Panzergrenadier Philipp K. ein öffentlich einsehbares Soundcloud-Profil. Dadurch sei unter anderem sichtbar geworden, dass dieser mehrfach Beiträge rechtsextremen Inhalts mit „Gefällt mir“ markiert hat.

Unter diesen fanden sich sogar Stücke der berüchtigten Nazi-Band „Landser“, deren Mitglieder im Jahr 2003 vom Berliner Kammergericht wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung verurteilt wurden.

Die Gruppe, die in ihren Texten unter anderem die SS verherrlichte, Gewalt befürwortete und Einwanderer sowie Schwarze in rassistischer Weise herabwürdigte, galt als Kultband unter militanten Neonazis in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren. Ihre in Deutschland indizierten Tonträger wurden im Ausland produziert und illegal im Untergrund vertrieben.

Zu den militanten Neonazis, die auf T-Shirts oder durch Tattoos für die Gruppe warben, gehörten unter anderem Mitglieder des „Blood & Honour“-Netzwerkes oder der Gründer des „Thüringer Heimatschutzes“, Tino Brandt. Der 2001 als V-Mann des Verfassungsschutzes enttarnte Kader soll als „Bote“ der 1998 abgetauchten späteren NSU-Terroristen fungiert haben.

Hören und Teilen rechtsextremer Musik löst immer Verdachtsfalloperation aus

Auf Anfrage erklärt der Soldat gegenüber NDR, er „liebe Musik und achte meistens auch gar nicht so extrem auf Texte“. Rechtsextremismus-Experten halten dies für eine Schutzbehauptung. „Jeder Mensch, der diese Texte hört, weiß nach wenigen Liedzeilen ganz genau, wo sich die Gruppe positioniert“, betont Sozialpädagoge Jan Raabe gegenüber dem Sender. „Ein Like für die Band Landser ist ein Bekenntnis.“

Der Soldat hat die Likes dem Bericht zufolge mittlerweile gelöscht und sein Bedauern über diese Beifallsbekundung für neonationalsozialistische Musik bekundet. Disziplinarische oder strafrechtliche Maßnahmen drohen ihm dennoch. Vonseiten des MAD heißt es, das Hören, Liken und Teilen von rechtsextremistischer Musik stelle „immer einen tatsächlichen Anhaltspunkt für Bestrebungen gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung dar und löst eine nachrichtendienstliche Verdachtsfalloperation aus“. Auch in einigen weiteren Fällen, die durch Recherchen bekannt wurden, soll es Ermittlungen geben.

Für Soundcloud selbst, wo sich dem Bericht zufolge etwa 150 indizierte rechtsextremistische Musiktitel finden sollen, wird es keine juristischen Konsequenzen geben. Die Plattform ist erst dann verpflichtet, rechtswidrige Inhalte zu löschen, wenn diese ihr gemeldet werden.

TRT Deutsch